„Journalisten tendenziell grün-rot“ – wollen „Menschen erziehen“: Klartext von Focus-Gründer Markwort
Aus aktuellem Anlass – dem Rücktritt Markworts als „Focus“-Herausgeber, veröffentlichen wir noch einmal dieses Interview.
„Focus“-Gründer Helmut Markwort hat sich in einem Interview äußerst kritisch zur deutschen Medienlandschaft geäußert. Den Begriff „Lügenpresse“ findet er völlig inakzeptabel, über Lücken, Einseitigkeit und Tendenzen in der Medienlandschaft könne man jedoch reden, sagte er gegenüber „Tichys Einblick“. Der 80-jährige Journalist und Manager benennt ganz konkret, warum er für das Misstrauen gegenüber den Medien Verständnis hat.
Beispiel Talkshows:
„Agitatorische Einspielfilme, permanente Unterbrechungen unkonventioneller Positionen durch politisch korrekte -Gesprächsteilnehmer, Einer-gegen-alle-Besetzungen. Außenseiter dürfen kaum ausreden. Das empfinden die Leute als unfair.“
Auch über „Aktualitätssendungen in ARD und ZDF“ müsse er sich „genauso ärgern“, so Markwort.
„Da werden sogenannte Experten aufgeboten, die keiner kennt, die auch nicht eingeführt werden, was sie denn nun als Experten ausweist – nur um eine abwegige These zu stützen. Das merken die Leute, und das verärgert sie.“
Dämonisierung unliebsamer Politiker
Das Problem sei jedoch nicht nur auf die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten beschränkt. In gedruckten Medien finde man „die gleichen Fehlleistungen.“ Die Dämonisierung Donald Trumps durch den „Spiegel“ zum Beispiel: Der künftige US-Präsident war auf dem Cover als brüllende Supernova dargestellt worden, die auf die Erde zurast. Dazu die Zeile „Das Ende der Welt“.
Markwort kommentiert:
„Diese Dämonisierung eines Politikers, der den Journalisten nicht passt – erst im Wahlkampf und dann sogar nach der Wahl, (…) auch das stößt den Leuten sauer auf.“
„Journalisten tendenziell grün-rot“
Markwort betont jedoch, es gebe „auf gar keinen Fall eine organisierte Gleichschaltung“ hinter den Medien. Eher finde „eine unbeabsichtigte Harmonisierung“ statt.
„Bei Umfragen kommt immer wieder heraus, dass die Mehrheit der Journalisten ihre politische Heimat tendenziell grün-rot verortet. Das schlägt sich dann in der Berichterstattung und Kommentierung nieder.“ Viele Journalisten fühlten sich auf der richtigen Seite und wollten zum Teil die Menschen erziehen. Dies sehe man bei der Berichterstattung über Kriminalität.
„Bis ich heraushatte, dass der Bursche, der in Hameln seine Frau mit einem Strick um den Hals an der Anhängerkupplung festband und hinter dem Auto durch die Stadt schleifte, ein Kurde mit deutschem Doppelpass war, musste ich vier Medien lesen.“
Auch bei Einbruchdiebstählen erfahre man ganz selten, „dass es sich um organisierte Banden vom Balkan handelt.“
Wie kann man das Problem lösen?
Markwort zitiert den alten Slogan des Focus „Fakten, Fakten, Fakten – und mehr Distanz“. Verleger sollten nicht nur auf die Controller hören, schlägt er vor. Man solle nicht immer in den Redaktionen sparen. Die Redakteure sollten einmal überlegen, wo sie im Management sparen könnten.
Dass Magazine wie „Spiegel“ und „Focus“ kaum aus dem Mainstream ausscheren, erklärt Markwort ganz trivial: Sie erscheinen heute zum Wochenende. „Die Marktforscher sagen uns, dass die Leute dann mehr Unterhaltung wollen, mehr Harmonie.“
Helmut Markwort war von 1993 bis 2010 Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus und wurde danach dessen Mitherausgeber. Zudem übernahm er Führungspositionen in verschiedenen Firmen des Burda-Konzernes.
(rf)
Siehe auch:
Ex-„Bild“-Chef: „Berichterstattung deutscher Haltungsjournalisten ist katastrophal“
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