Historiker: Gewalttätiger Antisemitismus kommt nicht von AfD-Wählern, sondern von Muslimen
Der deutsch-israelische Historiker Michael Wolfsohn sieht dem wachsenden Antisemitismus von Muslimen in Europa mit großer Sorge entgegen. Seiner Auffassung nach gehe der gewalttätige Antisemitismus nicht von rechts, sondern viel mehr von Islamisten aus.
Der gewalttätige Antisemitismus kommt heute nicht von rechts, auch wenn die irreführenden Statistiken etwas anderes sagen“, so der 1947 in Tel Aviv geborene Historiker zur „Neuen Zürcher“-Zeitung (NZZ).
Noch sehe er keine Gefahr, dass radikale Muslime die Macht in Europa übernehmen könnten. Was ihm aktuell aber große Sorgen bereitet: die Sicherheitsbehörden sowohl in Deutschland als auch in Frankreich seien nicht auf eine Bedrohung durch den Islamismus vorbereitet.
Gewalt an Juden – nicht von rechts
Im vergangenen Jahr wurden von der Kriminalstatistik ungefähr 1500 antisemitische Straftaten erfasst, dabei sollen 90 Prozent von Rechtsradikalen verübt worden sein. Der Historiker ist der Ansicht, dass dieses Bild vollkommen verzerrt ist.
„Viele Vorfälle landen unter dem Stichwort „Israel-Palästina-Konflikt“ in einer anderen Statistik, der für politisch motivierte Kriminalität“, sagt Wolfsohn zu NZZ. Freundlich formuliert könne man von Verschleierung sprechen, und unfreundlich formuliert: „Es ist schlicht weg eine Lüge“.
In seinem Bekanntenkreis bekomme er oft zu hören, dass „Gewalt gegen Juden ausschließlich von Muslimen“ ausgehe. Wolfsohn sieht es als Problem, dass die wirkliche Ursache des wachsenden Antisemitismus nicht klar benannt wird.
Es gebe natürlich auch rechte Antisemiten, wie den früheren Chef des Front National, Jean-Marie Le Pen, so der Historiker weiter. Mit einem Unterschied: „Le Pen, so grässlich er war und ist, hat keine Gewalt an Juden verübt und sie auch nicht gefordert“. Gleiches gelte in Deutschland für AfD und Pegida. „Der gewalttätige Antisemitismus kommt heute nicht von rechts“, so Wolfsohn.
Viel Juden wollen auswandern
„Ich kenne viele Juden, die auswandern wollen oder mit dem Gedanken spielen. Die sind deutlich jünger als ich und sagen, dass sie ihrer Kinder wegen nach Israel ziehen“, sagt der Experte zur NZZ.
Manche jüdische Familien würden ihre Kinder nicht mehr in öffentlichen Kindergärten und Schulen anmelden. Sie hätten Angst vor Prügel und Mobbing. Und diese Bedrohung komme nicht aus Familien, in denen die Eltern AfD wählten – „eine Partei, die ich entschieden ablehne“, betont Wolfsohn. „Sie kommt aus muslimischen Familien.“
So, wie es vielen Juden heute schon erginge, könnte es irgendwann auch der Mehrheitsgesellschaft ergehen, warnt der Historiker. Diese habe aber – wie es Michel Houellebecq in seinem Roman „Unterwerfung“ formuliere – kein Israel als zweite Heimat. (vm)
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