Klassenbuch verbrannt, Türen eingetreten, Prügeleien – Lehrer fordern Reaktionen der Politiker
Massive Vorfälle von Gewalt haben eine Gesamtschule in Saarbrücken an den Rand der Verzweiflung gebracht. Im Sommer schrieben sie einen schockierenden Brandbrief an den Bildungsminister und die Ministerpräsidentin des Saarlandes.
Die „BILD“-Zeitung, welcher der Brief vorliegt, dokumentiert den Inhalt des Schriftstückes wie folgt:
- Lehrer werden als „Cracknutte“, „Hurensohn“, „Wichser“ und „Bock“ beschimpft. „Die Größe der Geschlechtsteile wird in die Beschimpfungen miteinbezogen“, heißt es in dem Brief. „Viele Kolleginnen haben Angst, bestimmte Schüler zu unterrichten.“
- Ein Schüler trat eine Tür auf, brach so einem Mädchen die Nase.
- „Durch aggressives Pausenverhalten wurde (…) einem Schüler der Arm gebrochen.“
- „Zur Zeit der Abfassung des Briefs musste nach einer Prügelei unter Schülern der 8. Klasse die Polizei gerufen werden.“
- In zwei Monaten setzten Schüler dreimal Messer ein. „Einer Schülerin wurde hierbei das Messer an den Hals gedrückt.“
- „Ein Klassenbuch wurde vor wenigen Tagen durch Schüler verbrannt.“
- Eine Mutter rastete aus, weil sie mit einem Beschluss der Schulkonferenz nicht einverstanden war. Sie zerschlug einen Bilderrahmen, drohte der Direktorin.
- „Arbeitsverweigerung, Drogenkonsum und Müdigkeit treten bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Schülern vermehrt auf.“
- „Ebenso werden frauenverachtende Bedrohungen ausgesprochen.“
- „Mittlerweile müssen wir bei pädagogischen Maßnahmen immer unseren Eigenschutz im Auge behalten.“
Andreas Sánchez Haselberger (48), Vize-Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Saarland sagte:
Die Schule ist leider kein Einzelfall. Neben weiteren Gemeinschaftsschulen haben auch Grundschulen Brandbriefe geschrieben.“
Verfehlte Inklusionspolitik
Angesichts zunehmender Gewalt an Schulen hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, eine politische Reaktion gefordert. Er sei überzeugt, dass viele Lehrer an deutschen Schulen erheblichen physischen und psychischen Bedrohungen ausgesetzt seien, erklärte Meidinger am Freitag. Dafür trügen die Landesregierungen eine Mitverantwortung. „Wir erleben hier auch die Auswirkungen einer verfehlten Inklusionspolitik.“
Förderschulen wurden geschlossen und Lehrkräfte an Regelschulen unvorbereitet mit dieser immensen Herausforderung der Integration von Kindern allein gelassen“, kritisierte Meidinger.
Vor allem an Schulen in sozialen Brennpunkten sammelten sich problematische und besonders förderungsbedürftige Schülergruppen, die Lehrkräfte bedrängten und bedrohten. Regulärer Unterricht sei dann kaum mehr möglich.
Es ärgert mich, wenn Schulminister sich kein Bild davon machen, wie in sozialen Brennpunkten heute vielfach die Schulrealität aussieht“, erklärte Meidinger.
Landesregierungen und die jeweiligen Schulaufsichten rief er dazu auf, Hilferufe von Lehrern ernst zu nehmen und sich nicht „wegzuducken“.
Meidinger reagierte damit auf die Zustände an der Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken und den Hilferuf des Lehrerkollegiums.
„Wir haben den Brief geschrieben, weil wir im vergangenen Schuljahr an die Grenzen unserer Belastbarkeit gestoßen sind“, sagte Pia Götten, Leiterin der Gemeinschaftsschule, am Freitag im Deutschlandfunk. Die Landesregierung habe auf den Hilferuf ihrer Schule reagiert und im September zugesagt, bis Januar 2018 ein Unterstützungskonzept zu erstellen. „Natürlich findet der Unterricht statt“, sagte Götten. „Jedoch kostet dies oftmals ganz viel Kraft und Energie.“
(mcd/afp)
Siehe auch:
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