„George Orwell war harmlos dagegen“: Axel Springer-Chef kritisiert „Fake News“-Kampf der Bundesregierung
Ruhe bewahren: Das Problem, dass Unwahrheiten und Gerüchte verbreitet wurden, hat es schon immer gegeben. Das ist die Botschaft eines Interviews, das mit Springer-Vorstand Mathias Döpfner gestern auf „Meedia.de“ erschien.
Döpfner findet es falsch, „dass professionelle Medien jetzt sozialen Medien helfen sollen, Fake News zu identifizieren und Fakten zu checken“. Er sieht Soziale Medien vor allem als Technologieplattformen. „Wenn ein Technologie-Monopol fast zwei Milliarden Leser erreicht und die Inhalte-Auswahl kontrolliert, ist das das genaue Gegenteil von Vielfalt“, sagte er.
„Sprachlos“ sei er, wenn Facebook in Deutschland Partner für das Faktenchecking suche und dabei auch ARD und ZDF anspreche: „Ich verstehe nicht, wie man Gebührengelder missbrauchen könnte, um das Glaubwürdigkeitsproblem eines Weltmonopols zu lösen, das Milliardengewinne erwirtschaftet. Ich hoffe, dass es sich um ein Missverständnis handelt.“
Er meint: „Unsere beste Methode, die Leute vom Konsum von Fake News abzubringen, ist, wenn wir authentisch und wahrhaftig berichten. Das ist die Aufgabe von Zeitungen.“
„George Orwell war harmlos dagegen“
Zum Kampf der Bundesregierung gegen Fake News sagt Döpfner: „George Orwell war harmlos dagegen. Ich habe den Eindruck, dass gerade ein paar Grundprinzipien freiheitlicher Gesellschaftsordnung mit Füßen getreten werden.“ Er fügt hinzu: „Viele böse Dinge dieser Welt begannen im Namen der guten Absichten. Die gute Absicht heilt den Bruch eines Prinzips nicht. Was Wahrheit ist, definiert keine Regierung, auch nicht Facebook. Und was den Menschen zuzumuten ist, sollten nicht Zensurbehörden definieren.“ Der beste Garant für den mündigen Bürger sei die Vielfalt der Information und Meinungen durch verschiedene Anbieter.
Vertrauensverlust liegt nicht am „Bösewicht Facebook“
Die Medien würden „mittlerweile von vielen als Teil einer großen Eliten-Kungelei wahrgenommen“. Dass die Glaubwürdigkeit von Zeitungen zurückgegangen sei, liege nicht am „Bösewicht Facebook“, meint der Springer-Chef. „Vielleicht sprechen wir zu sehr wie Politiker, in Worthülsen, Sprechblasen, in politisch-korrekt abgeschliffenen Formulierungen.“ Vielleicht würden zu oft Wünsche, wie etwas sein müsste, transportiert – und zu selten „Fakten, Tatsachen, schonungslose Beobachtungen.“
Als Beispiele wie die Medien „durch weltfremde Political Correctness Vertrauen eingebüßt“ haben nennt Döpfner die „Trump-Wahl“ und den „Brexit“. Er erklärt: „Hier haben viele Medien offenbar die eigene gute Absicht mit der Stimmung in der Bevölkerung verwechselt.“ Selbst der erbittertste Trump-Gegner komme ins Grübeln, wenn Trump immer nur als Clownsfratze gezeigt werde.
Graben zwischen Medien und Bevölkerung
Döpfner weiter: „Wir sehen einen wachsenden Graben zwischen politischen Eliten und den Medien auf der einen Seite und der sogenannten normalen Bevölkerung auf der anderen. Das muss man ernst nehmen.“ Ein guter Journalist rede mit jedem, müsse aber auch den nötigen Abstand halten. „Und dieser Abstand ist in einigen Fällen immer geringer geworden.“
Es gebe bei den Medien zu viel Nähe zu jenen, „über die man eigentlich kritisch berichten müsste“, „zu viel Rücksicht auf die Wünsche, an Interviews solange zu arbeiten bis genau das Gegenteil von dem übrig bleibt, was einer gesagt hat.“ Wenn man am Ende eines Hintergrundgespräches nur zehn Prozent schreiben darf, würden das die Leser spüren. Dies nähre den Eindruck: „Die stecken mit den Politikern unter einer Decke“, den Döpfner jedoch „immer noch mehrheitlich falsch“ nennt. Er glaubt an die Unabhängigkeit der Medien und meint: „Zwischen allen Stühlen sitzt der Journalist richtig.“ Nur solange man kritisch berichte und sich nicht gemein mache mit dem Objekt der Berichterstattung sei man „ein nützlicher Teil des demokratischen Systems“.
Mathias Döpfner (54) ist einer der wichtigsten Medien-Lobbyisten Deutschlands. Er ist Vorstandsvorsitzender des Axel Springer-Verlages und seit Juli 2016 Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger.
(rf)
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