Finanzskandal in Woelkis Erzbistum?

Neuer Ärger im Erzbistum Köln: Diesmal geht es um die nebulöse Finanzierung einer Hochschule, die Kardinal Woelki offenbar als konservatives Gegengewicht zur staatlichen Theologenausbildung ausbauen will.
Wir das Hochschulprojekt von Kardinal Rainer Maria Woelki zum finanziellen Risiko für das ganze Erzbistum?
Wir das Hochschulprojekt von Kardinal Rainer Maria Woelki zum finanziellen Risiko für das ganze Erzbistum?Foto: Oliver Berg/dpa
Epoch Times10. April 2022

Im Erzbistum Köln zeichnet sich wachsender Widerstand gegen ein zentrales Projekt von Kardinal Rainer Maria Woelki ab.

Dabei geht es um die Kölner Hochschule für Katholische Theologie, die als konservatives Gegenstück zu den angeblich zu liberalen theologischen Fakultäten an den Universitäten von Köln und Bonn angelegt werden solle. Der Wuppertaler Stadtdechant (Regionalchef) Bruno Kurth sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur: „Das nebulös finanzierte Hochschulprojekt von Kardinal Woelki wird zum finanziellen Risiko für das ganze Erzbistum.“

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine berichtete auf dpa-Anfrage, viele Katholiken befürchten, „dass dem Missbrauchsskandal jetzt ein Finanzskandal im Erzbistum Köln folgen“ könne. Es brauche deshalb sofort eine unabhängige Aufklärung der Vorgänge. Der Remscheider Stadtdechant Thomas Kaster wirft Woelki vor: „Der Erzbischof gefährdet mit seinem Vorgehen die traditionsreiche Theologenausbildung insbesondere in Bonn.“

Offizielle Kosten 1,2 Millionen Euro jährlich

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kirchenkreisen erfuhr, sollte die Hochschule, die ursprünglich von der Ordensgemeinschaft Steyler Missionare in Sankt Augustin bei Bonn betrieben wurde, zunächst nur vom Erzbistum weitergeführt werden. Offiziell sei von Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro jährlich die Rede gewesen. Insgeheim habe man aber schon immer von höheren Summen gesprochen, da die Verlegung nach Köln, der Umbau eines Hochschulgebäudes und der Ausbau der Hochschule mit zusätzlichen Professorenstellen viel höhere Summen erfordert hätten.

Bei der Finanzierung habe das Erzbistum auf Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen und auf private Mittel aus der freien Wirtschaft gesetzt, doch diese Hoffnungen hätten sich nie erfüllt. Inzwischen hätten sich die Kosten im Wirtschaftsplan auf drei Millionen Euro jährlich erhöht. Dieses Geld habe man bisher einem Sondervermögen des Erzbischofs entnommen, das auch zur Entschädigung der Opfer von sexuellem Missbrauch verwendet werde. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass die Kosten für den laufenden Betrieb der Hochschule bei Besetzung aller 15 Professuren intern auf acht bis zehn Millionen Euro jährlich beziffert würden. Eine solche Summe ist vom Erzbistum kaum allein aufzubringen.

„Vertragliche Regelung ungewöhnlichen Inhalts“

Das Erzbistum hat zu dem Thema bisher nur mitgeteilt, dass man den Fall untersuche. In der vorvergangenen Woche war bekannt gegeben worden, dass bei einer Routineprüfung ein Vertrag aufgefallen sei, der der weiteren Klärung bedürfe. Es handele sich um eine „vertragliche Regelung ungewöhnlichen Inhalts“, die eine „erhebliche und langfristige wirtschaftliche Bindungswirkung“ entfalte.

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sagte dazu der dpa: „Sollte man die Hochschule durch Kirchensteuermittel und Bistumsvermögen abgesichert haben, hätte man alle verantwortlichen Gremien im Erzbistum gezielt umgangen und getäuscht. Zudem wäre es ein Wortbruch des Kardinals.“ Dieser habe immer zugesichert, die Hochschule werde über eine Stiftung kostenneutral für das Erzbistum finanziert. (dpa/red)



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