FDP will Englisch als Amtssprache erproben
„Eine Politik, die Gedankenlosigkeit zur Tugend erhebt, mag auf der Höhe der Zeit sein. Ernst zu nehmen ist sie nicht.“ So schrieb es Kolumnist Alexander Grau noch vor der Bundestagswahl im „Cicero“.
Gemeint hat er damit keinen Geringeren als den FDP-Chef Christian Lindner, der durch eine ganz besondere Art des „Cool-seins“ Wahlkampf gemacht hatte.
Das neue Denken, lernt der Wähler, sei gar kein Denken
Und Grau setzt noch eins oben drauf und erklärt die FDP zur „selbsternannten Avantgarde jeder Modernisierung“. Jedes Wahlplakat enthielt sogleich auch die zukunftsfrohe Botschaft „Denken wir neu“.
Laut Grau wurde uns dabei auch gleich verraten, wie dieses neue Denken aussehen soll: „ziemlich gedankenlos nämlich“. Das neue Denken, so lerne der Wähler, sei gar kein Denken. Oder im Jargon der FDP: „Bedenken second.“ Ihr vollständiger Wahlspruch lautete: „Digital first. Bedenken second“.
Englisch als neue Amtssprache erproben
Der Sprachpanscherei der FDP hat sich jetzt auch das Blatt „Deutsche Sprachwelt“ in seiner Herbstausgabe angenommen. Dort heißt es: „Die Partei hat sich offenbar vorgenommen, der Sprachpanscherei den Weg zu bereiten.“
Die Forderung und Förderung der deutschen Sprache sei aus den Programmen der FDP verschwunden, offenbar habe sich die Partei indes zum Anwalt der englischen Sprache „aufgeschwungen“.
Im Bundestagswahlprogramm stand dazu: „Wir Freien Demokraten wollen Englisch als ergänzende Verkehrs- und Arbeitssprache in der öffentlichen Verwaltung erproben.“
Telefonier- und Spielsüchtige als Zielgruppe der FDP?
Schon zu Zeiten von Guido Westerwelle habe sich die FDP-Bundestagsfraktion in einem Positionspapier zur Sprachpolitik „für das Erlernen von Englisch ab dem Kindergarten und einer weiteren Fremdsprache noch in der Grundschule“ ausgesprochen, heißt es weiter.
Was Lindners Wahlplakate betrifft, auf denen er lässig mit einem Mobiltelefon herumspielt, so finden das die Zeitungsmacher nicht ungewöhnlich für die Freien Demokraten. Telefonier- und Spielsüchtige als Zielgruppe – warum nicht.
Nehme man allerdings den abgedruckten Slogan dazu: „Digital first. Bedenken second“ dann werde hier – wohl eher unfreiwillig – die Botschaft vermittelt, dass die Sucht nach Elektronik auch das Sprachvermögen negativ beeinflussen kann.
Eine Partei, die die deutsche Sprache mißachtet, sollte nicht Teil der Bundesregierung sein
Grau bezeichnet das im Cicero als „dümmliche Sprachpanscherei“, die gut zur Botschaft dieses Plakates passe. „Denn was hier proklamiert wird, ist demonstrativ zur Schau gestellter Anti-Intellektualismus“.
Sollte die FDP in die Bundesregierung einziehen, so müsse man solch Sprachpolitik leider auch ernst nehmen, schreibt die „Deutsche Sprachwelt“ und fordert ein Umdenken von den Freien Demokraten – denn, „eine Partei, welche die deutsche Sprache mißachtet, sollte nicht Teil der Bundesregierung sein“, so das Blatt.
(mcd)
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