Die Politik sollte die Grundversorgung verbessern – AfD gewinnt in den armen und überalterten Gebieten Deutschlands

Der Rückhalt für die etablierten Parteien nimmt ab, wenn es in einem Gebiet niedrige Einkommen gibt, die Angst vor Jobverlust um sich greift und die Jüngeren wegziehen, erklärt Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin.
Titelbild
Proteste in Ostdeutschland.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times23. Februar 2018

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin untersuchte den Zusammenhang von sieben ökonomischen und soziodemografischen Variablen in Bezug zu den Wahlkreise und dem Zweitstimmenergebnis der Bundestagswahl (Pressemitteilung: Hier).

So scheinen die Arbeitslosenquote oder der Anteil von nichtdeutschen Menschen in den Wahlkreisen kaum eine Rolle zu spielen, wie DIW-Präsident Marcel Fratzscher und die Ko-Autoren Christian Franz und Alexander Kritikos, erklären.

Im Westen ist die AfD dort besonders stark, wo das Einkommen unter dem Bundesdurchschnitt liegt und die meisten Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe arbeiten.

Im Osten wurde die AfD vor allem in überalterten, dünn besiedelten Gebieten mit wenig jungen Menschen gewählt:

„Im Westen ist die AfD in Wahlkreisen stark, in denen das verfügbare Haushaltseinkommen unter dem Bundesdurchschnitt liegt und der Anteil an Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe überproportional hoch ist. Im Osten schneidet die AfD in Regionen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Menschen über 60 Jahren sowie in Regionen mit einer hohen Dichte an Handwerksbetrieben gut ab“, fasst Alexander Kritikos, Ko-Autor der Studie, die Hauptergebnisse zusammen.

Die Verteilung der Handwerksbetriebe gibt einen Hinweis auf die Wirtschaftsstruktur eines Wahlkreises sowie seine Besiedelung. So sind Landstriche mit anteilig überproportional vielen Handwerksbetrieben tendenziell dünner besiedelt. Demnach fährt die AfD besonders gute Ergebnisse in dünn besiedelten und überalterten Wahlkreisen ein.

Ko-Autor Christian Franz erklärt: „Die AfD ist eben nicht die Partei der Arbeitslosen, der Einkommensschwachen oder der Ostdeutschen, die Realität ist vielschichtiger.“ Er betont gleichzeitig: „Unsere Untersuchung hat sich mit Strukturen und nicht mit individuellen Wahlentscheidungen und ihren Motivationen befasst.“

Der Rückhalt für die etablierten Parteien nimmt ab, wenn es in einem Gebiet niedrige Einkommen gibt, die Angst vor Jobverlust um sich greift und die Jüngeren wegziehen, schlussfolgert Marcel Fratzscher, der die Studie leitete. Er empfiehlt:

Gerade auf diese Landstriche im Osten der Republik, in denen viele Ältere leben und aus denen die Jüngeren wegziehen, muss die Politik ihr Augenmerk richten: Die soziale Teilhabe muss verbessert und mehr Gewicht auf öffentliche Investitionen gelegt werden, so dass die Grundversorgung aufrecht erhalten bleibt und diese Regionen wieder lebenswerter werden.“

Hier die vollständige Presseerklärung des DIW.

(ks)



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