Team Wallraff: Desaströse Zustände in kaputtgesparten Krankenhäusern

Patienten, die wie am Fließband bearbeitet werden und mangelnde Hygiene wegen mangelnder Zeit. Die aktuelle Wallraff-Reportage über deutsche Kliniken erschüttert zutiefst.
Titelbild
SymbolfotoFoto: Theo Heimann / Getty Images
Epoch Times12. Januar 2016

Nur wenig Zeit bleibt heute Pflegern in deutschen Kliniken für ein tröstendes Wort. Oft bleiben die Patienten sich selbst ihren Ängsten und Schmerzen überlassen. Während ein Pfleger in den Niederlanden, oder in Norwegen für vier bis fünf Patienten zuständig ist, müsste sich in Deutschland ein Pfleger um zehn Patienten kümmern. Pia Osterhaus war für "Undercover" als Pflegepraktikantin in mehreren deutschen Kliniken unterwegs.

Extremer Personalmangel

Besonders eklatant wirkt sich das in den Notaufnahmen von Kliniken aus, wie in der Reportage gezeigt. Patienten können nicht rasch genug behandelt werden und müssen in den Gängen unter Schmerzen auf ihre Behandlung warten, denn das Personal ist überall am Limit.

Nicht nur Patienten, sondern auch die Pfleger leiden. Man wolle einfach nur sparen, aber man spart am falschen Ende, so eine Pflegerin in der Reportage. Ihr Gesicht und ihre Stimme wurden digital maskiert. “Wir sind zu belastet. Zu viel”.

Aber der aus Zeitmangel resultierende Stress und die Abstumpfung wirken sich negativ auf die Versorgung der Patienten aus. Der Umgangston gegenüber wehrlosen und hilflosen Patienten in deutschen Einrichtungen sei "unterirdisch", sagt Claus Fussek, Pflegeexperte, im Video.

"Wirklich über die Kraftreserven hinaus"

Bereits bei der Planung der Pfleger wird von Überstunden ausgegangen. Eine Beschäftigte der Wiesbadener Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, wo Osterhaus ebenfalls als Praktikantin anheuerte und verdeckt filmte, steht den Filmemachern für ein längeres Interview zur Verfügung. Wie das zu leisten sei, fragt Wallraff eine Pflegerin, die sagt: “Indem wirklich über die Kraftreserven hinaus gearbeitet wird.” Auch bei ihr wurden Stimme und Gesicht digital verfremdet.

Gespart werde genauso bei der Hygiene – Schmutzige Böden und schmutziges Arbeitsmaterial. Betten mit dreckigen Laken auf dem Flur. Für die Desinfektion der Betten bleibt keine Zeit. Der nächste Patient wartet bereits.

Überall werde gespart sowohl auf Kosten der Kranken als auch des Personals, so das Resultat der Reportage. Die Politik sei nun an der Reihe. Aber die Diskussion über die Zustände in den deutschen Krankenhäusern wird wohl ein Dauerthema bleiben.

Kliniken von börsennotierten Betreibern sind Effizienzmaschinen und nicht Patienten dem Staat oder dem Gemeinwohl verpflichtet sondern ihren Aktionären, so Prof. Stefan Sell, Volkswissenschaftler gegenüber Wallraff. (dk)



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