Bürgermeister von Freilassing: „Hilfe, Frau Merkel, meine Stadt blutet aus“

Josef Flatscher, Bürgermeister von Freilassing an der deutsch-österreichischen Grenze, hat sich in einem Brandbrief an Angela Merkel gewandt. Darin beschreibt er, wie die Flüchtlingskrise aus seiner florierenden Stadt innerhalb weniger Wochen einen Ort am Rande des Zusammenbruchs gemacht hat.
Titelbild
Dieses Schild war am 17. Oktober in Freilassing auf einer AfD-Demo zu sehen. Mittlerweile sagt auch der CSU-Bürgermeister, dass es der Stadt zu viel wird.Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images
Epoch Times1. November 2015

Der CSU-Bürgermeister schildert der Kanzlerin die unhaltbaren Zustände, die aus ihm, dem Optimisten, einen Verzweifelten gemacht haben. Er spricht von einem „Ausbluten“ seiner 16.000-Einwohner-Stadt und einer „Katastrophe“ für die gesamte Bundesrepublik. Außerdem fordert er umgehende Verlagerung der Grenzkontrollen nach Österreich.

Freilassing war attraktiv und aufstrebend

In seinem Brief an Kanzlerin Angela Merkel beschreibt Flatscher Freilassing als Einkaufsstadt mit florierendem Handel, zur Hälfte auf Österreich ausgerichtet. Viele Pendler leben hier oder kommen aus Salzburg hierher, fanden attraktives Gewerbe- und Wohnbauland. Die S-Bahn-Linie nach Salzburg sollte über ein drittes Gleis bald im 15-Minuten-Takt verkehren. Die Stadt gedieh. Kein Wunder, dass Stadtrat Josef Flatscher Mitte September optimistisch dreinschaute und sagte: „Wir haben das im Griff.“

Bevölkerung und Helfer am Limit

6 Wochen und 50.000 Flüchtlinge später versorgen Bundespolizei, THW, Soziale Hilfsorganisationen, Ärzte und Freiwillige tausende Flüchtlinge im Dauereinsatz, opfern gar ihren Jahresurlaub. Wenn Flatscher auf Rundgang ist, hört er immer wieder: „Wir sind schon lange am Limit !“ Er schätzt die Arbeit der Freiwilligen hoch. „Die ärztliche Versorgung bewahrt uns unter anderem vor Epidemien.“ Doch wie lange können die Helfer dies ohne Burnout aushalten.

Der kleine Ort ist plötzlich Grenzkontrolle für Tausende geworden, kann dies aber nicht mehr schaffen. Er schreibt weiter, Händler nähmen Umsatzeinbußen bis zu 70% hin. Vom attraktiven Standort ist wenig geblieben. Die Übernachtungshalle für 1500 Migranten liegt mitten in der Stadt. Was die Einheimischen sehen, sind: Flüchtlinge, Flüchtlinge, Flüchtlinge. Selbst wenn sie sich im Augebiet erholen wollen, begegnen ihnen Polizisten oder hören sie Hubschrauber.

Flatscher stellt Merkel in seinem Brief acht Fragen, die es auf den Punkt bringen:

– Wie und wie lange bewältigen wir noch größere und/oder anhaltende Zuströme?

– Wie lange werden unsere Ärzte, Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer aus der Bevölkerung ihren pausenlosen Schichtdienst fortsetzen können?

– Wie lange wird die politische Planlosigkeit/Uneinigkeit auf dem Rücken unserer Bürger ausgetragen?

– Wie lange werden Bundespolizei und Bundeswehr ihre Einsätze fortsetzen können?

– Wann wird die Bundespolizei die deutschen Außengrenzen nach dem Schengen-Abkommen wieder sichern?

– Wie versorgen wir die Flüchtlinge in Freilassing auch in der kalten Witterung menschenwürdig und ausreichend?

– Wie lange müssen Flüchtlinge mit ihren traumatischen Erlebnissen, allein, fremd, ohne persönliche Gespräche, ohne psychologische Behandlung und in Ruhelosigkeit mit zig-Anderen auf Fußmärschen, in Zügen, in Wartehallen, in Zelten und unter freiem Himmel verbringen?

– Wann wird der Bahnverkehr wieder ungehindert ablaufen können?

Flatscher verlangt Grenzkontrolle in Österreich

Unsere Stadt braucht wieder Normalität!“ schreibt Flatscher in seinem Brief an Merkel. Er fordert „als Konsequenz, dass Grenzkontrollen und Flüchtlingstransporte ab jetzt von Österreich aus durchgeführt werden. Fünf Wochen oder mehr in Freilassing sind genug!“ Bereits an den Bahnhöfen in Linz oder Salzburg müssten Kontrollen stattfinden. Er meint, dass sich Österreich als EU_Mitgliedsstaat genauso wie Deutschland engagieren muss. Von den österreichischen Bahnhöfen aus könne dann der Weitertransport in die bundesdeutschen Städte erfolgen. (kf)



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