Bestseller „Kontrollverlust“ vom Buchhandel boykottiert – auch in den Medien wird zensiert
Seit August befindet sich das Sachbuch „Kontrollverlust. Wer uns bedroht und wie wir uns schützen“ von Thorsten Schulte auf den Top 40 der „Spiegel Bestseller“. Anfang Oktober stand es sogar auf dem ersten Platz, wie auf der Seite „buchreport“ zu sehen ist.
Das Prekäre an dem Buch: Es wird vom Buchhandel boykottiert. Das erklärte Schulte Mitte September in einem Video auf YouTube.
Der Autor ist ein ehemaliger Investmentbanker und Ex-Wahlkampfchef des CDU-Politikers Laurenz Meyer. 2015 trat er aus der CDU aus und rechnet in seinem Buch mit der Politik Angela Merkels ab. In seinem Video gab er vor der Bundestagswahl zudem eine Wahlempfehlung für die AfD und Alice Weidel ab.
„Kontrollverlust“ erschien im Sommer im Kopp-Verlag, der laut „Wikipedia“ „rechtsesoterische, pseudowissenschaftliche, verschwörungstheoretische sowie rechtspopulistische und rechtsextreme Titel“ führe. Diese Wertung der Online-Enzyklopädie basiert auf den Einschätzungen verschiedener Zeitungen in Deutschland.
Das Schulte-Video (4:22 Minuten):
Buchhändlerin will nichts fördern, was im umstrittenen Kopp-Verlag erscheint
Der Boykott von „Kontrollverlust“ fiel auch dem Journalisten Paul Schreyer auf. Eine Buchhandlung in seiner Heimatstadt soll sich geweigert haben, das Buch in den Spiegel-Bestseller-Regal zu stellen.
Der Platz bleibt dabei nicht etwa leer, sondern wird fortlaufend aufgefüllt mit Büchern, die dem Personal offenbar besser gefallen“, so Schreyer in seinem Artikel vom Mittwoch.
Der Journalist fragte schließlich die Kassiererin, was es mit dem „Zensurversuch“ der Buchhandlung auf sich hatte. Das Buch sei im umstrittenen Kopp-Verlag erschienen, war die Antwort. „Solche Dinge wolle man nicht fördern, daher die Entfernung aus dem Regal“, so die Buchhändlerin weiter.
Er sei weder ein Fan des Buches noch des Autors, erklärte Schreyer in seinem Artikel. „Doch ein Bestseller ist nun mal ein Bestseller“. Eine Buchhandlung mit einem Bestseller-Regal solle deshalb den Tatsachen ins Auge sehen und das Buch aufstellen, auch wenn es dem Personal persönlich nicht passe, so der Vorschlag des Autors.
Schreyers Artikel wird gelöscht
Schreyers Artikel erschien zuerst auf den „NachDenkSeiten“ (NDS), wurde dort aber nach einigen Stunden gelöscht. Einige Leser hätten die Redaktion der Seite darauf aufmerksam gemacht, dass Schulte „ein AfD-Propagandist“ sei und sein Buch „die Ziele und Werte der [NDS] konterkariert“.
Schreyer schrieb eine Anmerkung zur Löschung seines Artikels: „Wer die Meinungsfreiheit erst dann verteidigt, wenn die eigene Meinung unter Feuer kommt, der wird sie wahrscheinlich verlieren“, so der Journalist. Die Manipulation der Spiegel-Bestseller-Liste wegen „Finis Germania“ im Sommer und das Vorgehen der Buchhandlung in Schultes Fall seien „Schritte auf dem Weg zur Zensur“ und zeugten von einer „illiberalen Geisteshaltung“.
Wenn Linke diese Schritte erst dann kritisieren, wenn linke Bücher solchen ‚Säuberungen‘ zum Opfer fallen, begeben sie sich meiner Ansicht nach auf einen gefährlichen Weg. Darauf wollte ich mit meinem Artikel hinweisen“, erklärte Schreyer.
Löschung wieder rückgängig gemacht: Schreyer hätte die AfD-Verbindung Schultes erwähnen sollen
Nach zahlreichen Protesten machten die NDS ihre Löschung am Donnerstag wieder rückgängig und erklärten, sie hätten keine Zensur betrieben. Es sei die „Pflicht“ Schreyer gewesen, die AfD-Verbindung Schultes zu erwähnen.
Ist es eine Zensur, wenn die Redaktion der NachDenkSeiten meint, dass unsere Leserinnen und Leser eine ein bisschen umfassendere Information über einen Autor verdienen und deshalb nachträglich die Veröffentlichung eines Artikels korrigiert? Dann könnte man auch sagen, es sei eine Zensur gewesen, dass Autor Schreyer über den Autor Thorsten Schulte ungenügend unterrichtet hat“, heißt es im Kommentar der NDS-Redaktion.
Schreyer äußerte sich auf seiner Seite zu diesem NDS-Kommentar. Er distanziere sich nicht von den NDS und schätze sie weiterhin als „wichtige Stimme einer kritischen Öffentlichkeit“, so der Journalist.
Zu den Vorwürfen, er hätte Schultes AfD-Hintergründe erwähnen sollen: Er habe in seinem Artikel sowohl das Buch als auch den Autor verlinkt. Zusätzliches Wissen sei nur einen Klick entfernt gewesen, erklärte Schreyer.
Leser: Vorgehen der Buchhandlung gleicht einem „Shadowban“
Ein Leser habe ihm zudem geschrieben, dass das Vorgehen der Buchhandlung einem „Shadowban“ in den sozialen Medien gleiche: „Unliebsame Meinungen und Fakten können veröffentlicht werden, aber die Rezipienten sollen nicht erfahren, dass es die Veröffentlichung gibt, bzw. sie erhältlich ist“, so der Leser.
Ein solcher „Shadowban“ sei schädlich für die Meinungsfreiheit und jeder solle sich dagegen zur Wehr setzen, ergänzte Schreyer.
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