Abschiebe-Drama: Friseurlehrling (19), voll integriert, hochmotiviert soll Deutschland verlassen – Stadt kämpft

Im Erzgebirge wollen Behörden einen 19-jährigen Christen nach Armenien abschieben, der im dritten Lehrjahr seiner Friseurausbildung steht und in Deutschland völlig zu Hause ist. Sogar der Bürgermeister steht hinter ihm und will für ihn kämpfen – doch der Ausgang ist ungewiss.
Titelbild
Ovik Manukyan (19) absolviert eine Ausbildung zum Friseur, die er gerne beenden würde. Ihm droht die Abschiebung.
Von 20. Februar 2017

Er lernt bei Friseur Klier, hat einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Am Telefon klingt Ovik Manukyan (19) wie jemand, der niemals woanders als in Deutschland war – und sich auch absolut nicht vorstellen kann, plötzlich woanders zu sein.

Er hat einen festen Arbeitsvertrag, erzählt er, im Juni wird er seinen Gesellen-Abschluss machen, im August direkt zur Ausbildung als Friseurmeister durchstarten. In Aue lebt er seit seinem 13. Lebensjahr, hat hier Freundin, Freunde und Kollegen, die ihn schätzen.

Völlig surreal klingt vor diesem Hintergrund, dass Behörden den jungen Mann nach Armenien abschieben wollen. Nach fünf Jahren. „Mit Armenien habe ich nichts zu tun“, sagt Ovik mit seinem akzentfreien Deutsch. Er war in Russland geboren worden, seine Eltern waren nämlich schon 1990 aus Armenien geflohen, vor regionalen kriegerischen Konflikten zwischen Armenien, Aserbaidschan und Bergkarabach, zu denen auch gezielte Massaker an den christlichen Armeniern gehörten.

Oviks Eltern Asmik (51) und Samvel (52) hatten 2012 einen Asylantrag in Deutschland gestellt, um ihrem Sohn bessere Schul- und Ausbildungschancen zu geben. Nun nach fünf (!) Jahren wurde ihr Antrag vom Amtsgericht Chemnitz abgelehnt. Mit seinem Beschluss zur Duldung bis Ende April lehnte das Amtsgericht auch die Beschwerde gegen die Asyl-Ablehnung ab. Der Erzgebirgskreis stellte eine Duldung bis April aus – „das ist die Vorstufe zur Abschiebung“, sagte Kreissprecher Stefan Pechfelder der Zeitung TAG24, die den Fall am 19. Februar öffentlich machte.

Auch seine Eltern sollen gehen

Auch Oviks vollintegrierte Eltern sollen abgeschoben werden, die Mutter arbeitet als Köchin und der Vater in einem Restaurant. Auch ihre Duldung läuft nur noch bis Ende April, „aber da fehlen noch Papiere für eine endgültige Entscheidung“, sagte Ovik zu EPOCH TIMES.

Ovik hofft, doch noch Möglichkeiten für eine Verlängerung des Bleiberechts zu finden. Dazu soll auch eine Online-Petition dienen, die er auf Facebook verbreitete: „Ich hoffe, damit Menschen zu finden, die ähnliche Fälle kennen, oder die Ideen haben, wie man uns helfen kann. Es geht nicht gegen die Behörden, die kennen mich ja gar nicht, die müssen das irgendwie entscheiden, aber vielleicht gibt es doch noch Chancen.“

„Ich kenne Armenien ja gar nicht, ich spreche die Sprache nicht. Hier habe ich Arbeit, Freunde und auch eine Freundin in Aue. Eine Abschiebung wäre mein Ende, so wie es in dem Fall von Ophelia war, von dem neulich auch in der Epoch Times berichtet wurde“, stellt Ovik fest.

Ein Termin bei seiner Anwältin ist für den 1. März vorgesehen, vielleicht könnte er wenigstens die Ausbildung als Friseur beenden“ und auch noch die Meisterprüfung machen“, hofft Orvik. „Ja, ich liebe meinen Beruf“, sagt er in schönstem Deutsch. „Vielleicht geht mein Fall ja auch noch vor eine Härtefall-Kommission.“

„Es ist besser, sich zu rühren, als gerührt zu sein!“

Auf jeden Fall hat er auch öffentliche Unterstützung durch die Bürger und den Oberbürgermeister von Aue, Heinrich Kohl (60, CDU). Er möchte den Armenier behalten: „Er ist engagiert, integriert, hilft uns weiter.“ So zitiert ihn der TAG24.

Kohls Pressesprecherin Jana Hecker sieht es genauso und stellt in einem Telefonat mit uns klar: „Diese Geschichte ist durch unsere Rechtsprechung nicht abgedeckt, das ist sicher kein Einzelfall.“

Das Problem sind die langen Wartezeiten, da hat sich ja mancher wie Ovik geradezu ‚aus Versehen integriert‘. Fälle von Flüchtlingen, die sich integrieren und dem Staat nicht auf der Tasche liegen, sollten auch wohlwollend geprüft werden. Da bekommen wir auch von vielen Fachleuten Zustimmung signalisiert.“

„Wir haben uns entschlossen, Ovik auch öffentlich beizustehen, denn hier geht es nicht um Druck auf die Richter, sondern der Gesetzgeber muss tätig werden. Ovik hat die langen Wartezeiten nicht zu verantworten, sondern wir.“ Und zum Schluss erklärt Jana Hecker ihren Leitsatz für solche Fälle:

„Es ist besser, sich zu rühren, als gerührt zu sein!“

Auch der Kirchenbeauftragte für Asyl im Erzgebirge, Michael Beyerlein, sagte laut TAG 24: „Für diesen integrierten Christen werden wir kämpfen.“

Ovik Manukyans Petition zeigt heute auf Facebook schon über 100 Unterschriften an. Für einen privaten kleinen Account ist das sehr viel, es wird sich sicher noch weiter rumsprechen. Ovik schreibt: „Ich bitte nochmal sehr, sehr: Unterschreibt und teilt es.“

Siehe auch:

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Dramatische Abschiebung: Armenische Christin (18) aus Familie geholt und in Fremde geschickt – Polizeibrutalität im „Fall Ophelia“ vertuscht?

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