Scholz und das „neue weiße Gold“: Kanzler reist zu Gesprächen über Lithium nach Serbien

Heute wird Kanzler Scholz zur Eröffnung einer Lithium-Mine in Serbien erwartet. Im Land trifft der kommende Bergbau auf starken Widerstand der Bevölkerung. Nun machte das Verfassungsgericht den Weg für Rio Tinto frei.
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Das australische Unternehmen „Rio Tinto“ ist das Bergbauunternehmen, was in der westserbischen Stadt Loznica Lithium fördern kann.Foto: Andrej Iskovic/AFP via Getty Images
Epoch Times19. Juli 2024

Lithium ist ein Kernbestandteil von Batterien und wird insbesondere im Zuge der Elektrifizierung des Verkehrs immer wichtiger. Das Leichtmetall wird deshalb mittlerweile auch als „Weißes Gold“ bezeichnet.

Europa ist allerdings zu nahezu 100 Prozent von Importen abhängig, vor allem aus China. Wegen der geplanten Eröffnung einer Lithium-Mine in Serbien reist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Belgrad.

In Serbien ist die Zukunft der riesigen Mineralienvorkommen, die von Rio Tinto in der Nähe von Loznica abgebaut werden sollen, ein ständiger politischer Streitpunkt.

Widerstand von Umweltschützern

Die geplante Lithium-Mine in Serbien sticht mit ihrem Potenzial heraus. Laut dem australischen Unternehmen Rio Tinto, welches dort das Weiße Gold abbauen will, könnten die Vorkommen in Jadar jährlich 58.000 Tonnen Lithiumkarbonat, 160.000 Tonnen Borsäure und 255.000 Tonnen Natriumsulfat einbringen.

Das serbische Vorkommen wurde bereits 2004 entdeckt. Pläne, es zu erschließen, trafen auf heftigen Widerstand von Anwohnern und Umweltschützern. Rio Tinto hatte bereits eine Förderlizenz erhalten, 2022 zog die Regierung in Belgrad diese wegen öffentlichen Drucks wieder zurück.

Das Verfassungsgericht des Landes machte dies vergangene Woche wieder rückgängig, die Regierung gab daraufhin erneut grünes Licht.

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sicherte umfassende Umweltschutzgarantien zu und will sich außerdem dafür einsetzen, die Wertschöpfungskette inklusive der Weiterverarbeitung des Lithiums zu Batterien weitgehend im Land zu halten.

Tausende Demonstranten am 28. Juni 2024 in Loznica, Westserbien. Sie protestierten gegen die Eröffnung eines umstrittenen Lithium-Bergbauprojekts, das seit Jahren durch Proteste wegen Umweltbedenken gestoppt wurde. Foto: Vladimir Zivojinovic/AFP via Getty Images

Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ sagte der Serbe zudem, dass auch die Chinesen „sehr klar ihr Interesse zum Ausdruck gebracht“ hätten, Zugang zu dem Lithium-Vorkommen zu erhalten. „Wir haben ihnen aber mitgeteilt, dass wir dieses Thema mit den Europäern diskutieren.“

Für Elektrobatterien unverzichtbar

Zusammen mit Nickel und Kobalt ermöglicht Lithium die Speicherung und den Transport von Elektrizität und ist für die Herstellung von Elektrobatterien unverzichtbar. Die Technologie ist nicht neu, im Zuge der Abkehr von fossilen Brennstoffen gewinnt sie enorm an Bedeutung. Europa spielt dabei bislang weder als Produzent noch als Verarbeiter eine Rolle.

Australien ist weltweit der wichtigste Primärproduzent von Lithium, gefolgt von Chile und China. Wichtige Förderstätten gibt es außerdem noch in Argentinien, Brasilien, Bolivien und den USA – und im stark umkämpften Gebiet Donezk in der Ukraine.

Eines der größten Lithiumvorkommen der Welt mit rund 500.000 Tonnen befindet sich in der Ukraine – es zählt zu den größten in Europa. Das Vorkommen befindet sich in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine, in den seit 2022 von Russland besetzten Gebieten.

2021 sicherte sich die australische Firma European Lithium die Rechte für zwei große Lithiumlagerstätten in der Oblast Donezk. Im gleichen Jahr ging die EU eine strategische Rohstoffpartnerschaft mit der Ukraine ein, um sich einen Zugang dazu zu sichern. Laut dem Ukrainian Geological Survey werden die Lithiumreserven der Ukraine mit einem Wert von 6,7 Milliarden Euro bewertet. Derzeit ruht die strategische Partnerschaft zur Ausbeutung dieser Vorkommen.

China ist der wichtigste europäische Lieferant

Bei der Verarbeitung des Leichtmetalls ist China der einsame Spitzenreiter, nennenswerte Kapazitäten in dem Bereich haben ansonsten noch Chile, Argentinien, Kanada und die USA. China ist der bei Weitem wichtigste Lieferant für Europa.

Lithium-Vorkommen gibt es auch auf dem europäischen Kontinent – in Frankreich, Tschechien oder auch in Deutschland. Die Förderung ist jedoch in den meisten Fällen noch nicht möglich oder wäre mit erheblichen Umweltschäden verbunden.

Der einzige nennenswerte Lithium-Produzent der EU ist bislang Portugal. Die Produktion Portugals im Jahr 2021 belief sich auf rund 600 Tonnen. Eine weitere Möglichkeit ist Recycling. Zum Vorreiter schwingt sich auf diesem Gebiet derzeit Norwegen auf. Auch in Deutschland entstehen Anlagen, um alte Batterien zu verwerten. (afp/red)



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