AOK-Chef empört: Viele Todesfälle durch „Gelegenheitschirurgie“ bei Krebsoperationen

Viele Patienten in Deutschland sterben zu früh, weil sie laut einer Studie in Kliniken mit zu wenig Erfahrung bei komplizierten Krebsoperationen behandelt werden. AOK-Chef Martin Litsch zeigt sich empört.
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Ärzte bei einer OperationFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times23. November 2017

Viele Patienten in Deutschland sterben zu früh, weil sie einer Studie zufolge in Kliniken mit zu wenig Erfahrung bei komplizierten Krebsoperationen behandelt werden.

Diese „Gelegenheitschirurgie“ sei nicht akzeptabel, kritisierte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, bei der Vorstellung des „Qualitätsmonitors“ am Donnerstag in Berlin. Das Problem lasse sich nur durch Mindestmengen von Operationen in den Griff bekommen.

Der Studie zufolge könnte allein die Zahl der Todesfälle infolge von Lungenkrebsoperationen durch die Einführung einer rechnerischen Mindestmenge von 108 Eingriffen pro Jahr um etwa ein Fünftel sinken – von 361 auf 287 Todesfälle pro Jahr.

Ein Fünftel der Patienten, bei denen oft ein Teil der Lunge entfernt werden muss, wird hingegen in insgesamt 260 Kliniken behandelt, die im Durchschnitt nur fünf dieser Operationen pro Jahr vornehmen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass in diesen Kliniken die nötige Operationsroutine und die für eine adäquate Gesamtbetreuung notwendige Spezialisierung nicht vorhanden sein können“, erklärte Thomas Mansky von der Technischen Universität Berlin und einer der Studienautoren.

Das bestätigen auch Daten der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), die nach eigenen Angaben bundesweit 49 Lungenkrebszentren zertifizierte. Diese müssten eine Mindestzahl von 75 Lungenkrebsoperationen pro Jahr vornehmen und darüber hinaus eine Reihe von Qualitätskriterien erfüllen. Das Problem seien die vielen Kliniken am anderen Ende des Spektrums. „Das sind in der Regel allgemeinchirurgische Abteilungen, die nur gelegentlich Thoraxchirurgie betreiben“, erklärte DKG-Expertin Simone Wesselmann.

In den Lungenkrebszentren sind die Sterblichkeitsraten der Patienten demnach deutlich niedriger als in Krankenhäusern, die den Eingriff seltener vornehmen. Eine Auswertung auf Basis der Krankenhausabrechnungsdaten von 2015 zeigt in Kliniken mit mehr als 75 Lungenkrebsoperationen pro Jahr eine Sterblichkeitsrate von nur zweieinhalb Prozent, während sie in den Kliniken mit weniger Operationen pro Jahr bei 4,1 Prozent liegt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich dem AOK-Bericht zufolge bei anderen Krebserkrankungen wie Speiseröhrenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Blasen- und Darmkrebs. „In Deutschland gibt es immer noch viel zu viele Kliniken, die nur hin und wieder mal eine komplizierte Krebs-Operation durchführen“, warnte Mansky.

Die AOK will die Forderung nach Einführung von Mindestmengen für komplizierte Operationen bei Lungenkrebs und Brustkrebs daher in den Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Kassen und Krankenhäusern einbringen. Im Fall von Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs verlangt die Kasse eine Erhöhung der bestehenden Mindestmengen.

Der Qualitätsmonitor liefert für sechs Krankheitsbilder und Behandlungen Daten zu Fallzahlen und Qualitätskennzahlen der deutschen Krankenhäuser. Neben den Lungenkrebsoperationen stehen diesmal die Versorgung von Frühgeborenen, die Geburtshilfe sowie die Implantation von Knie- und Hüftgelenksendoprothesen im Fokus. (afp)



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