Wie die Musik von Mozart unser Bewusstsein positiv beeinflusst

Ein deutsches Unternehmen findet, dass auch Klärwasser mit Mozart beschallt werden sollte. Ein Blick auf verschiedene Studien beleuchtet den sogenannten Mozart-Effekt.
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Wissenschaftler auf der ganzen Welt behaupten, dass Mozarts Musik die Menschen intelligenter macht und das Wohlbefinden verbessert.Foto: Otto Erich

Dass Mozart Menschen klüger macht und die Gesundheit fördert, brachte über die Jahre auch Kühe und Pflanzen in den Genuss seiner Musik. Doch die wissenschaftlichen Überraschungen haben noch lang kein Ende genommen.

Der Begriff „Mozart-Effekt“ wurde erstmals 1995 von Wissenschaftlern der Universität Kalifornien geprägt, die herausfanden, dass Schüler bei IQ-Tests, die auf das räumliche Denken bezogen waren, besser abschnitten, nachdem sie Mozart gehört hatten. Die Wissenschaftler testeten auch Musik der Stilrichtungen Trance und Minimal, Audio-Bücher und Entspannungsmusik, aber nichts funktionierte wirklich.

Frances Rauscher, Gordon Shaw und Katherine Ky vom Zentrum für Neurobiologie des Lernens und Gedächtnisses schrieben in ihrem Artikel, der bei „Neuroscience Letters“ (einer Zeitschrift für Neurowissenschaften) veröffentlicht wurde, Folgendes: „36 Vordiplom-Studenten hörten zehn Minuten lang Mozarts Sonate für zwei Klaviere, KV 448 und erzielten anschließend acht bis neun Punkte mehr im räumlichen IQ-Teil der Stanford-Binet Intelligence Scale im Vergleich zu der Punktzahl, die sie erreichten, nachdem sie eine Aufnahme einer Entspannungsanweisung oder gar nichts hörten.“

Bei der Fünf-Tage-Studie, die 79 Schüler testete, stellte man Folgendes fest: „Eine dramatische Zunahme von Tag eins zu Tag zwei mit über 62 Prozent für die Mozart-Gruppe versus 14 Prozent für die stille Gruppe und elf Prozent für die gemischte Gruppe [die Gruppe, die andere Arten von Musik und Aufnahmen hörte].“ Die Studie ergab, dass „möglicherweise die Reaktion der Großhirnrinde auf Musik der Stein der Weisen für die interne Sprache unserer Gehirnfunktionen sein könnte“.

Der Klassiker: Milchproduktion von Kühen

Wie ein Artikel der spanischen Zeitung El Mundo 2007 berichtete, produzierten Kühe auf einem Bauernhof in Spanien 30 bis 35 Liter Milch pro Tag – verglichen mit nur 28 Litern in anderen Betrieben. Nach Aussage des Besitzers Hans-Pieter Sieber ist dies dank Mozarts Konzert für Flöte und Harfe in D-Dur möglich, die seine 700 friesischen Kühe beim Melken hören. Er behauptet auch, die Milch hätte einen süßeren Geschmack.

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Gut zu wissen: Gesundheit für Frühchen

Im Januar 2010 veröffentlichte die Zeitschrift Pediatrics eine Studie von israelischen Wissenschaftlern. Diese zeigt, dass Mozarts Musik Frühgeborenen zu einer schnellen Gewichtszunahme verhalf. Die Forscher spielten 30 Minuten lang 20 Frühgeborenen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Mozart vor und verglichen ihre Gewichtszunahme mit der einer anderen Gruppe, die keine Musik hörte. Die Ärzte stellten fest, dass Babys, die die Musik gehört hatten, ruhiger wurden, was deren Energieumsatz (auch REE genannt) begünstigte.

Das Neueste: Die Behandlung von Abwasser

Im Jahr 2010 testete eine Kläranlage in der Nähe von Berlin ein Mozart-Sound-System der deutschen Firma Mundus. Mundus wirbt damit, dass ihre Lautsprecher exakt den Klang einer Konzerthalle reproduzieren. Den Biomasse-fressenden Mikroben wurde „Die Zauberflöte“ vorgespielt. Fast wäre das Kläranlagen-Experiment nach wenigen Monaten abgebrochen worden. Als es jedoch Zeit war, den Klärschlamm aus der Anlage zu entfernen, stellte man fest, dass nur noch 6.000 Kubikmeter abzutransportieren waren statt der üblichen 7.000 Kubikmeter.

Das Unternehmen schätzt, dass so rund 10.000 Euro für die Entsorgung des Schlamms gespart wurden.

Mit Pflanzenwachstum fing alles an

Eines der ersten Experimente mit Pflanzen und Musik fand 1973 statt. Die Studentin Dorothy Retallack nutze den biotronischen Kontrollraum des Frauen College von Colorado, um Pflanzen zwei verschiedenen Radiosendern auszusetzen.

Retallack experimentierte mit verschiedenen Musikrichtungen. Die Pflanzen flüchteten vor Led Zeppelin und Jimi Hendrix, aber sie schienen Bachs Orgelmusik und Jazz zu mögen. Ihre Lieblingsmusik, so fand sie heraus, war nordindische klassische Musik, die auf der Sitar gespielt wurde.

Gut für Bio-Weinberge

Il Paradiso di Frassina, Toskana im Jahre 2001. Auf der Suche nach einer ökologischen Methode, wie er Schädlinge von seinen Weinpflanzen fernhalten kann, stellte Musikliebhaber Carlo Cignozzi auf seinen Weinbergen Lautsprecher auf.

Er begann, seinen Pflanzen rund um die Uhr eine Auswahl an klassischer Musik vorzuspielen inklusive Mozart. Er bemerkte, dass die Trauben schneller reiften, was besonders in unmittelbarer Nähe der Lautsprecher auffiel.

2006 untersuchte eine Forschungsgruppe der Universität von Florenz diesen Ansatz genauer. Laut Stefano Mancuso, Professor für Agrarwirtschaft, reiften mit Klang behandelte Trauben schneller als jene, die keiner Musik ausgesetzt waren. Musik hatte ebenso einen positiven Effekt auf den Wuchs und die Blattgröße der Pflanzen.

Ratten im Labyrinth

Frances Rauscher, ein Wissenschaftler, der an der ursprünglichen Untersuchung über den „Mozart-Effekt“ 1995 mit geforscht hatte, weitete 1998 die Studien aus. Er übertrug diese Theorie auf die Denkleistung von Ratten. Eine Gruppe von Ratten hörte Mozart bereits vor der Geburt und weitere 60 Tage nach der Geburt. Man stellte fest, dass diese Ratten bessere Fähigkeiten besaßen, aus Labyrinthen zu entkommen.

Die Studie, die zusammen mit Desix Robinson und Jason Jens in der Universität von Wisconsin durchgeführt und in der Zeitschrift Neurologische Wissenschaft veröffentlicht wurde, berichtet: „Am dritten Tag fanden die Ratten, die Mozart hörten, viel schneller aus dem Labyrinth. Und mit nur wenigen Fehlern im Vergleich zu den anderen Gruppen. Der Unterschied nahm am fünften Tag erheblich zu. Dies weist auf eine Verbesserung des räumlich-zeitlichen Lernens der Ratten hin, die wiederholt komplexer Musik ausgesetzt waren; ähnliche Ergebnisse wurden bei Menschen beobachtet.“

Wissenschaftler sind immer noch auf der Suche nach Erklärungen

Lange suchten Forscher nach Erklärungen für Mozart’s offensichtliche Kraft auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Einige spekulieren, dass Mozart die Fibonacci-Sequenz, eine mathematische Formel, die durchgehend in der Natur zu finden ist, in seine Arbeiten eingebaut habe. Einige meinen, dass die Frequenzen, die in der Musik präsentiert werden, einen Effekt auf alle lebenden Organismen habe.

Bis heute ist der Mozart-Effekt immer noch ein Mysterium und die wissenschaftlichen Theorien um ihn zuweilen skurril. Die Kassen der Industrie bringt er jedoch kräftig zum klingeln. Es gibt Mozart für Babys, Mozart für Reiswein, Mozart-Bananen (ja, in Japan gibt es alles Mögliche) und nicht zu vergessen: Mozart für Katzen und Hunde. Die Grenzen zwischen gewieftem Marketing und dessen wissenschaftlicher Basis ist fließend. Wenn also schwangere Frauen nun öfter klassische Konzerte besuchen und Eltern ihren Kids „Die Zauberflöte“ statt Musikvideos vorspielen, dürfte das –  auch bei vager Beweislage –  nur positive Effekte haben …



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