„Ich war auf der Todesliste von Chinas Organhandel“ – Eine Überlebende erzählt
Was muss das für ein Gefühl sein – in einem Krankenhaus gefangen gehalten zu werden und zu wissen, dass man jederzeit als unfreiwilliger Organspender sterben kann? Der 71-jährigen Chinesin Frau Tian ist genau das passiert: Heute lebt sie in den USA und erzählte dort der EPOCH TIMES die Geschichte, wie sie vor Jahren nur knapp Chinas geheimem Organhandel entkam.
Verhaftet als „Staatsfeindin“
Im Jahr 2006 wurde Tian wegen ihrer Weltanschauung inhaftiert: Sie kam in ein Arbeitslager, weil sie Falun Gong praktiziert, einen spirituellen Weg für Körper und Geist, der 1999 von Staatschef Jiang Zemin verboten wurde und bis heute vom kommunistischen Regime verfolgt wird.
Tian war eine dieser entschlossenen Falun Gong-Anhängerinnen, die sich vom staatlichen Verbot nicht beeindrucken ließen. Die buddhistischen Qigong-Übungen hatten ihr geholfen, von Lähmungerscheinungen zu genesen, die Spätfolgen einer Gehirnerschütterung gewesen waren. Also wollte sie auf keinen Fall ihr Leben nach deren Prinzip „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ aufgeben, auch wenn sie damit eine „Staatsfeindin“ war. „So eine gute Praxis ist das. Ich wollte das mit aller Welt teilen“, sagt Tian.
Als 1999 die Verfolgung der hochpopulären Bewegung begann, war auch sie eine der vielen Tausend, die nach Peking reisten, um der Regierung klarzumachen, dass die Verfolgung von Falun Gong ein Fehler war. Damals passierte ihr noch nichts. Doch 2006 wurde sie festgenommen, als sie Flugblätter gegen Verfolgung verteilte und erwischt wurde. Zuerst kam sie ins Arbeitslager – und schließlich an einen noch gefährlicheren Ort.
Im Krankenhaus bewacht und angekettet
„Eines Tages kamen im Arbeitslager zehn Wärter zu mir, stülpten mir eine schwarze Kapuze über und bugsierten mich in einen Polizeiwagen. Ich wusste nicht, wohin es ging … es ging irgendwohin. Sie brachten mich eine Treppe hinauf und als sie die Kapuze wegnahmen, war ich in einem Krankenhaus-Zimmer. Sie warfen mich auf ein Bett und machten meine Hände und Füße mit Handschellen daran fest.“ Später kam eine Polizistin und öffnete die Handschellen, so Tian. Dann kam ein Arzt, machte einen Gesundheits-Check bei ihr und sagte im Weggehen zur Polizei: „Alles normal.“ Sie wurde wieder in Handschellen gelegt. Als eine andere Schwester kam, um ihr eine Infusion zu verabreichen, sagte Tian zu ihr: „Ich praktiziere Falun Gong, bin recht gesund und brauche keine Infusionen.“ Die Krankenschwester war verständnisvoll und ersparte es ihr.
Schweigen und mysteröse Spritzen
Später kam jedoch eine andere Krankenschwester, die ihr gewaltsam eine unbekannte Substanz spritzte. „Nach dieser Spritze fühlte ich mich schrecklich,“ so Tian. Und das war erst der Anfang. So ging es nun täglich.
Jeden Morgen kam eine Ärztin, um bei ihr Blutdruck, Herzfunktion und sonstige Gesundheit zu überprüfen. Der einzige Moment, in dem Tian ihre Arme und Beine frei bewegen konnte. Wieder bekam sie eine Spritze mit einer Substanz, die sie für längere Zeit schwindlig machte. Und wieder sagte die Ärztin beim Gehen: „Alles normal.“
Die Polizisten bewachten sie währenddessen 24 Stunden lang – in wechselnden Schichten.
Auf Tians Fragen: „Wo bin ich hier? Warum werde ich hier festgehalten?“ zuckten sie nicht mal mit der Wimper.
Tage später erfuhr sie es:
„Ich bin auf der Station für Herzkrankheiten“ hörte sie eine Polizistin am Telefon sagen. Tian war irritiert und schockiert. „Das ist also die Station für Herzkrankheiten? Was um Himmelswillen mache ich hier?“ Die einzigen Menschen, die ihr begegneten, waren die Polizei und das Personal, das schweigend Infusionen legte. Bis ihr schließlich dämmerte, was los war.
„Er sah mich an wie ein Objekt“
Eines Tages wachte sie auf und bemerkte einen fremden Mann im Zimmer, der sie offenbar begutachtete. Nicht wie einen Menschen, nein, wie ein Objekt.
„Ich … ich bin ein Krankenpfleger, ich suche meine Leute“, stammelte er, als sie „Wer sind Sie?“ fragte. Tian erzählte ihm sofort, „Ich bin eine Falun Gong-Praktizierende und wurde vom Arbeitslager in dieses Krankenhaus entführt …“ „Halten Sie den Mund!“, wurde Tian von einer Polizistin angeschrien, die im selben Moment ins Zimmer rauschte und den Fremden nach draußen scheuchte. Tian hörte, wie sie ihm dort auf dem Balkon sagte: „Ihr Körper ist besonders gut. Lediglich ihr Gehirn wurde einmal geschädigt.“
Auf einmal erinnerte sich Tian an Li Mei, eine 28-jährige, gesunde Falun Gong-Praktizierende, die nach ihrer Verhaftung verschwunden war. Erst als Leiche war die junge Frau wieder aufgetaucht, mit Einschnitten am Körper, beginnend unterhalb des Kinns.
Und sie erinnerte sich auch an die Geschichten, die sie vor ihrer Verhaftung gehört hatte – über Falun Gong Praktizierende, die im Krankenhaus von Sujiatun ihrer Organe wegen getötet worden waren.
„Als mir das einfiel, begann ich zu zittern. Bin ich tatsächlich ein Teil des ‚Organmarkt-Inventars‘ geworden? Werde ich hier wie ein Tier für die Schlachtbank gehalten?“, dachte Tian.
Sie bekam Panik.
Die Flucht
In dieser Nacht konnte sie kaum schlafen. Als ihr der Arzt am nächsten Morgen wie üblich die Handschellen abnahm, nutzte sie die Chance: „Ich leistete Widerstand wie nie und tat alles, damit sie mich nicht wieder fesseln konnten. Ich schrie: ’Ihr wollt mich töten! Ihr wollt Organe von einer lebenden Falun Gong-Praktizierenden entnehmen!’“
„Ich weiß nicht, woher ich auf einmal die Kraft bekam, aber ich hob das Bett hoch und stellte es mit viel Lärm quer zwischen mich und die Polizei. Patienten aus anderen Teilen des Krankenhauses waren schockiert und kamen ins Zimmer, weil sie sehen wollten, warum es Tumult gab. In kürzester Zeit war der Raum voll und die Polizei musste gehen und Verstärkung holen.“
Tian erzählte den anderen Patienten über Falun Gong, die Verfolgung und dass sie entführt worden war und wegen ihrer Organe festgehalten wurde.
In dem ganzen Chaos flüsterte ihr ein Arzt zu, er habe diese Nacht Schicht und wolle ihr helfen …
„Gleich kommt ein Pfleger und gibt Ihnen eine Medizin. Sie müssen ihn die Injektion machen lassen.“ Kurz darauf kamen vier Polizisten, warfen alle aus dem Zimmer und ketteten Tian wieder ans Bett.
In dieser Nacht kam tatsächlich ein Pfleger, um ihr eine Spritze zu geben. „Sie war anders als die Injektionen davor. Ich fühlte mich sofort besser, und die Schmerzen gingen weg“, erzählt Tian. Für sie die Rettung: Er hatte ihr etwas gespritzt, das ihren Gesundheitszustand urplötzlich schlecht aussehen ließ. Die Visite am nächsten Tag runzelte die Stirn: „Gestern waren Sie okay. Warum sind Sie auf einmal in diesem Zustand?“ Eine andere Schwester reagierte ähnlich.
Tian wurde sofort zurück ins Arbeitslager geschickt.
Noch einmal Lebensgefahr
Doch sie musste noch einmal leiden. Im Arbeitslager gaben ihr die Wachen die nächste Spritze und sagten dazu: „Deine Organe waren schlecht – wir wollen dich nicht haben!“
Tian ist sich sicher, dass sie Gift gespritzt bekam, dass sie langsam töten sollte. Die Taktik, Folteropfer zum Sterben nach Hause zu schicken, ist in China sehr üblich. Tians Mann holte sie vom Lager ab. Sie war in derart schlechtem Zustand, dass sie wochenlang im Bett lag und das Gefühl hatte, ihre Knochen wären zu Eis gefroren. „Ich darf nicht sterben“, sagte sie sich immer wieder und zwang sich, trotz der Schmerzen die Falun Gong-Übungen zu machen. Dabei schwitzte sie gelben Schweiß. Nach einem Monat ging es ihr wieder besser. Heute lebt Tian in den Vereinigten Staaten, wo sie Asyl erhielt.
Von Yang Jie.
Deutsche Version von Rosemarie Frühauf.
Originaler Artikel: http://www.theepochtimes.com/n3/1258200-chinese-refugee-once-kept-like-an-animal-for-harvest/
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