Exporteinbruch weckt neue Sorgen um Chinas Wirtschaft
Die Einfuhren gingen um 1,9 Prozent zurück und lagen damit ebenfalls deutlich unter den Erwartungen von Analysten.
Nach einem Lichtblick im August, als erstmals seit November 2014 sowohl Exporte als auch Importe im selben Monat wieder anzogen, unterstreichen die nun vorgelegten Quartalsdaten, dass Chinas ins Stocken geratene Wirtschaft noch längst nicht über den Berg ist. Von Januar bis September ergibt sich ein Exportminus von 7,5 Prozent, die Importe gingen im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres um 8,2 Prozent zurück.
„Die Wettbewerbssituation wird immer schwieriger“, sagte der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou. Die Exporte stünden unter Druck, weil wegen steigender Löhne in China immer mehr Produzenten auf Länder in Südostasien oder Indien ausweichen würden. Die schwachen Importe würden dagegen verdeutlichen, wie begrenzt die Nachfrage im Inland sei.
Ein weiteres Problem sah der Ökonom in den zuletzt rasant gestiegen Immobilienpreisen in vielen Großstädten des Landes. „Weil die Hauspreise so schnell steigen, wird Geld aus der Realwirtschaft abgezogen, und in Immobilien investiert.“
Lediglich der seit über einem Jahr abwertende Yuan half dabei, dass die Handelszahlen zumindest in der eigenen Landeswährung gerechnet nicht ganz so düster ausfielen: Die Exporte gingen demnach im September um 5,6 Prozent zurück, die Einfuhren legten in Yuan gerechnet um 2,2 Prozent zu.
Nachdem Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr mit einem Plus von 6,9 Prozent so langsam wuchs wie seit 25 Jahren nicht mehr, soll das durchschnittliche Wachstum laut Regierungschef Li Keqiang in den nächsten fünf Jahren mindestens noch 6,5 Prozent betragen. Statt weiter die „Werkbank der Welt“ zu sein, sollen die Unternehmen des Landes innovativer werden. Durch einen stärkeren Dienstleistungssektor soll auch der Binnenkonsum angekurbelt werden.
Viele Experten halten es allerdings für zunehmend unwahrscheinlich, dass Peking dieser Umbau reibungslos gelingen wird. Die Liste der Baustellen ist lang: Neben den zu schnell steigenden Immobilienpreise und hohen Industrie-Überkapazitäten muss Peking vor allem ein Mittel gegen die zuletzt rasant gestiegene Verschuldung finden, die nach Ansicht von Experten der Hauptgrund dafür ist, dass das Wachstum zuletzt nicht noch schwächer ausgefallen ist.
Besonders Unternehmen stehen mit hohen Schulden unter Druck. Am Dienstag hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) vor drastischen Verlusten chinesischer Banken durch faule Kredite gewarnt. Chinas Finanzinstitute könnten aufgrund notleidender Kredite ab dem Jahr 2020 bis zu 11,3 Billionen Yuan (1,5 Billionen Euro) frischen Kapitals benötigen, sofern die Schuldenexzesse im Unternehmenssektor sich nicht abschwächen sollten.
Die möglichen Kosten könnten demnach bis zu 16 Prozent der nominalen Wirtschaftsleistung Chinas im vergangenen Jahr ausmachen. Das Schuldenwachstum in China sei auf längere Sicht nicht nachhaltig.
(dpa)
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