China: Wu Ying – ein Opfer vom Bankenmonopol
Produkte „Made in China“ gibt es seit Jahren auf der ganzen Welt zu kaufen. China genießt den Ruf als „Fabrik der Welt“. Die glänzenden wirtschaftlichen Wachstumszahlen erwecken den Eindruck, dass die Unternehmer in China entsprechenden Reichtum und Ansehen genießen. Allerdings zeichnet das Phänomen der vielen geflüchteten Privatunternehmer aus China, das in letzter Zeit weltweit Schlagzellen machte, ein anderes Bild.
Die Schwierigkeiten der Privatunternehmer in China haben zum großen Teil mit dem Bankenmonopol zu tun. So ließ Wen Jiabao, der Premierminister von China, in der Stadt Wenzhou ein Pilotprojekt zur privaten Finanzierung durchführen. Er kritisierte außerdem Anfang April das Monopol der staatliche Banken in China und meinte: „Offen gesagt, unsere Banken machen viel zu leicht Gewinn“.
Die Sorgen und Unsicherheiten von Privatunternehmern in China, sowie die Notwendigkeit einer Reform des Bankensystems, scheinen am Schicksal von Wu Ying, einer reichen Chinesin, deutlich zu werden.
Der Fall von Wu Ying
Wu Ying wurde im Jahr 1981 in einer normalen Bauernfamilie geboren. Im Jahr 2001 begann sie ihr Geschäft mit einem Beautysalon. Mit sicherem Gespür für geschäftliche Gelegenheiten und schnellen Reaktionen auf die Anforderungen des Marktes erwirtschaftete sie zwischen 2001 und 2005 durch Warenhandel, Dienstleistungen, sowie mit Geschäften am Immobilien- und Aktienmarkt etwa 25 Millionen Yuan. Im Jahr 2006 erkannte sie neue Investitionsmöglichkeiten in der Hotelbrache und beim Vermieten von Verkaufsflächen. Für diese Vorhaben waren große Summen an Kapital erforderlich.
Weil sie keine Kredite von den Banken bekam, nahm sie Wucherkredite von privaten Investoren auf mit jährlichen Zinssätzen zwischen 50 Prozent und 100 Prozent.
In Dezember 2006 wurde sie entführt. Später berichtete sie über diese Entführung. Sie sei von mehr als zehn Personen wegen Schuldenkonflikten acht Tage lang festgehalten worden. Der normale Ablauf ihrer Firma sei dadurch stark beeinträchtigt worden und sie habe neben Schock und Demütigung auch schwere finanzielle Verluste erlitten. Aber die Polizei weigerte sich, im Falle ihrer Entführung zu ermitteln. Stattdessen beschlagnahmte der mittlere Gerichtshof der Stadt Jingmen in der Provinz Hubei ihre Immobilien in der Stadt unter Berufung auf Dokumente, die sie während der Entführung unter Zwang unterschrieben hatte.
Im Jahr 2007 wurde sie wegen Betrugs verhaftet und Ende 2009 wurde sie zum Tode verurteilt. Obwohl keiner ihrer elf Gläubiger der Meinung war, betrogen worden zu sein. Sieben Gläubiger wurden als Wucherer identifiziert und bekamen zwischen einem und sechs Jahren Haft. Inzwischen sind die meisten davon auf Kaution oder nach Absitzen der Strafe wieder auf freiem Fuß. Aber Wu Ying wurde am 18. Januar 2012 im Revisionsverfahren wegen „illegaler Finanzierung“ zum zweiten Mal zum Tode verurteilt.
Am 20. April erklärte der oberste Gerichtshof von China, dass die Todesstrafe von Wu Ying verschoben werden darf und das Todesurteil aus den vorherigen Verhandlungen richtig gewesen sei.
Meinungen über den Fall
Die Chinesen sind nahezu geschlossen der Meinung, dass Wu Ying die Todesstrafe nicht verdient hat. Die chinesischsprachige Epoch Times zitierte eine Umfrage, laut der 95 Prozent der Befragten der Meinung seien, dass Wu Ying unschuldig sei oder die Todesstrafe nicht verdient habe.
Der Autor Tie Liu ist einer von vielen Chinesen, die Wu Ying unterstützen. Er äußerte in einem Interview mit der Epoch Times, dass Wu Ying ein Opfer des Monopols der staatlichen Banken in China sei. Er meinte, dass eine von drei Bedingungen erfüllt sein müsse, um Kredite von Banken zu bekommen. Man müsse Beziehungen zu hochrangigen Beamten haben, man müsse viele Bankbeamte mit großen Summen bestechen oder man müsse mit den Banken vereinbaren, den Gewinn mit ihnen zu teilen. Ansonsten habe man keine Chance, Kredite zu bekommen.
Tie Liu fügte hinzu, dass Wu Ying keinen Rückhalt von Politikern habe und er vermutete, dass die Beamten ihren Reichtum geraubt haben. Er meinte, dass ihr Hotel, das sie für 50 Millionen Yuan gebaut habe, für nur drei Millionen Yuan verkauft worden sei. Außerdem sei ihr Anlagevermögen von 50 Millionen Yuan für zwei Millionen verkauft worden. Die Käufer arbeiten wahrscheinlich mit Beamten zusammen und profitieren von ihrem baldigen Tod.
Wang Wei, Direktor des Chinese Museum of Finance, meinte, dass das Todesurteil für Wu Ying eine Schande für alle Chinesen sei. Er fügte hinzu, dass ihr Fall ein Produkt der Fehlentwicklung des Bankenmonopols in China sei. Es sei offensichtlich ungerecht, alle Probleme des politischen Systems und der Gesellschaft einer Frau, die keinen politischen Rückhalt hat, in die Schuhe zu schieben.
Zhang Yanfeng, der Anwalt von Wu Ying, meinte, dass das Bankenmonopol in China und die Einmischung der Regionalregierungen eine Rolle bei dem Todesurteil gespielt haben.
Menschenrechtsanwalt Teng Biao äußerte ebenfalls seine Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Todesurteils. Er meinte, die Tatsachen, dass die Gläubiger ihr freiwillig Geld geliehen und keine Anzeige gegen sie vorgebracht haben und dass sie das Geld tatsächlich in ihrem Geschäft investiert habe, seien ausreichend um festzustellen, dass es keine Grundlage für die Vorwürfe von Betrug und illegaler Finanzierung gebe.
Am 14. März äußerte sich auch Premierminister Wen Jiabao zum Fall von Wu Ying. Ihr Fall könne zeigen, dass die Entwicklung der privaten Finanzierung mit dem Bedarf der Wirtschaft in China nicht Schritt halte.
Teng Biao meinte, dass der Fall von Wu Ying ironischerweise auch etwas Positives für die Entwicklung in China gebracht habe. Nach dem Todesurteil sei der Ruf nach der Abschaffung vom Bankenmonopol in China immer lauter geworden. Für die weitere Entwicklung ihres Falls sagte Teng Biao voraus, dass eine lebenslängliche Freiheitsstrafe am wahrscheinlichsten für sie sei.
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