China: Das Leiden der Alten in den „Leeren Nestern“
Die Ein-Kind-Politik, von der Kommunistischen Partei Chinas seit 1980 betrieben, und der Mangel an Absicherung durch ein neues Sozialsystem führt China in ein gesellschaftliches Desaster.
In China bestand die traditionelle Familie aus einer Mischung mehrerer Generationen, die in einem Haushalt lebten und in dem sich die Kinder um ihre alten Eltern kümmerten. Seit Jahrzehnten ist dieses nun anders. Aber das daraus folgende Problem hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht. In einigen ländlichen Gegenden halten alte Leute Pestizide in Reichweite, falls sie krank werden und es niemanden gibt, der sich um sie kümmert.
Heute führt die älter werdende chinesische Gesellschaft, in der ihr die Nachkommen fehlen und in der es keine sozialen Strukturen und keine Renten für alte Menschen gibt, zu einer immer größeren Anzahl alter Menschen, die für sich selbst sorgen müssen. Man bezeichnet das als „leere Nester“.
Statistiken belegen den Umfang und die Dringlichkeit dieses Problems. Ende 2012 gab das China National Commitee on Aging bekannt, dass im nächsten Jahr die Anzahl der über Sechzigjährigen die 200-Millionengrenze überschreiten wird. Die staatliche „Xinhua“ berichtete, dass gegen 2050 ein Drittel der Bevölkerung alt sein wird.
Nach einem Bericht der „People’s Daily“ ist das Anwachsen der älteren Bevölkerung Chinas doppelt so groß wie das anderer Länder. Das Verhältnis von älteren zu jüngeren Menschen ist durch die Ein-Kind-Politik verändert worden; denn im Vergleich zu anderen Ländern gibt es weniger junge als alte Leute.
Laut „Xinhua“ gab es im Jahre 2004 23,4 Millionen alte Menschen in „leeren Nestern“, in denen keine Kinder zu Hause waren, um sich um sie zu kümmern, weil sie für gewöhnlich in einer anderen Gegend arbeiteten. Die „People’s Daily“ schrieb im Januar 2013, dass 178 Millionen Chinesen über 60 Jahre alt seien und dass die Hälfte von ihnen auf sich allein gestellt sei.
Alte Menschen in ländlichen Gebieten am schlimmsten betroffen
Jason Ma, ein Kommentator über gesellschaftliche Angelegenheiten Chinas, glaubt, dass die Anzahl alter Menschen, die auf sich allein gestellt sind, in ländlichen Gegenden um 100 Millionen beträgt.
Er macht die Ein-Kind-Politik der Kommunistischen Partei dafür verantwortlich. China führte im Jahre 1980 die Ein-Kind-Politik ein und in den nächsten fünf bis zehn Jahren werden die Eltern dieser Kinder zur älteren Generation gehören. „Zu dem Zeitpunkt wird der Anteil der auf sich selbst gestellten alten Menschen in ländlichen Gegenden Chinas über 70 Prozent betragen und wird gesellschaftliche Folgen größten Ausmaßes haben“, sagte Ma dem NTD Television.
Obwohl 70 bis 80 Prozent von Chinas alten Menschen auf dem Lande leben, können laut Ma nur die Stadtbewohner an Renten- und Altersversorgungsplänen teilnehmen. „Die alten Leute auf dem Lande sind nicht in das existierende Wohlfahrtssystem der Gesellschaft integriert. Die Gesellschaft sieht ihre Leiden nicht. Sie haben keine Stimme und keine Perspektive“, erklärte Ma.
Forschungen belegen Mas Behauptungen. In einer Gemeinschaftsstudie im Jahre 2012 der School of Finance der Anhui Universität für Finanzen und Wirtschaft und des Forschungszentrums für Versicherungen und soziale Sicherheit an der Südwestlichen Universität für Finanzen und Wirtschaft wurde gezeigt, dass im Jahr 2010 nur 32,17 Prozent der alten Menschen auf dem Lande eine Art Altersversicherung hatten.
Während der Jahre, als das Wirtschaftswachstum 20 bis 30 Prozent betrug, hat das Regime es versäumt, ein soziales Sicherheitssystem für die gesamte Bevölkerung aufzubauen, sagte Ma.
Selbstmord mit billigen Pestiziden
Ma erklärte, dass viele alte Menschen auf dem Lande, für die es kein Versorgungssystem gibt, keine andere Wahl haben als zu sterben, wenn akute Gesundheitsprobleme auftauchen. In der Provinz Hunan, die relativ wohlhabend ist, haben zum Beispiel viele alte Menschen eine Flasche Pestizide in Reichweite, die sie austrinken, wenn sie eine medizinische Behandlung nicht bezahlen können. Pestizide sind billig.
Laut Fei Lipeng, Geschäftsführer des Beijing Suicide Research and Prevention Centre, der im Jahre 2010 mit der chinesischen Finanzzeitung „Caixin“ sprach, ist die Selbstmordrate alter Menschen auf dem Lande fünfmal höher als die der Stadtbewohner..
Li Baoku, Präsident der China Aging Development Foundation, erklärte, dass die Selbstmordrate bei den alten Menschen auf dem Lande viermal so hoch sei wie im Weltdurchschnitt.
In der Region Jingshan in der Provinz Hubei gibt es sogar Selbstmordhäuser oder Höhlen, die für diejenigen hergerichtet werden, die sich selbst töten wollen. „Eine große Anzahl kranker, alter Leute wollen keine Last für ihre Kinder sein und ziehen es vor, ihrem Leben ein Ende zu setzen,“ erklärte Li.
Ein-Kind-Politik
Der Demograf Yi Fuxian schätzt, dass es zwischen 1975 und 2010 etwa 218 Millionen Ein-Kind-Familien gab. Die Erhebung im Jahr 2000 zeigte, dass von 10.000 Neugeborenen 463 starben, bevor sie das Alter von 25 erreicht hatten. Das bedeutet, dass 10 Millionen Kinder aus Ein-Kind-Familien sterben, bevor sie 25 Jahre alt werden.
Laut „Beijing Times“ ist das alarmierende Ergebnis dieses: in der nahen Zukunft wird es mehr als 10 Millionen Familien geben, die keinen erwachsenen Sohn oder keine erwachsene Tochter haben, die sich um ihre alten Eltern kümmern können.
Der schnell voranschreitende Alterungsprozess der chinesischen Gesellschaft ist das Ergebnis der Ein-Kind-Politik der Kommunistischen Partei, die seit über dreißig Jahren wirksam ist, erklärte Ma.
Die Anzahl der Neugeborenen kann die Anzahl derer, die sterben, nicht länger ersetzen – etwas, das die zentralen Planer der Partei nicht vorausbedacht haben.
Viele Wirtschaftswissenschaftler glauben, dass China schon vor einem Jahrzehnt die Ein-Kind-Politik hätte beenden sollen. „Wenn nichts getan wird, um jetzt eine Änderung herbeizuführen, wird das chinesische Volk vor katastrophalen Folgen stehen“, sagt Ma.
Artikel auf Englisch: Empty Nests Bring Pain to a Growing Number of Elderly in China
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion