Studieren vor dem Probieren
Ab dem 15. April beginnt die Aussaat von Mais. Ob dann auch der Gen-Mais des amerikanischen Chemiekonzerns Monsanto, MON810, auf deutsche Felder gesät wird, liegt an der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Von ihr fordern Verbände wie BUND und campact, den Gen-Mais rechtzeitig zu verbieten. Doch gibt es auch Landwirte, die fordern das Recht, selbst entscheiden zu dürfen, was Sie auf Ihrem Land anbauen.
Der Mais des Milliardenkonzerns Monsanto ist in Deutschland die bisher einzig zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzenart. Er enthält ein Bakterien-Gen (Bacillus thuringiensis, Bt), der die Pflanze gegen den Schädling Maiszünsler immun machen soll; eine Art Schmetterling, der überwiegend in Mais-Monokulturen vorkommt.
Gefährdung von Bienen, nützlichen Insekten und Gewässer-Ökosystemen
Gemäß einer Studie der Technischen Universität München geben Kühe, die mit gentechnisch verändertem Mais gefüttert wurden, ganz normale Milch. Das klingt, als wäre alles in Butter – wären da nicht noch ein paar andere Studien, die die Wirkungen des MON810 auf die Umwelt untersucht haben.
Laut einer am 2. April 2009 gemeinsam veröffentlichen Studie des Online-Netzwerkes Campact, des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sei ein Verbot des Monsanto-Saatguts aufgrund neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse geboten. „Seit dem Jahr 2007, als in Deutschland zuletzt über ein Anbauverbot von MON810 diskutiert wurde, haben sich weitere konkrete Hinweise auf eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch den Gen-Mais ergeben“, erläuterte der unabhängige Gentechnikexperte Dr. Christoph Then, der gemeinsam mit Rechtsanwältin Katrin Brockmann die Studie erstellte. „Die bisher praktizierten Ansätze der Risikobewertung greifen zu kurz: Es gibt erhebliche Lücken bei der Einstufung der Risiken des Insektengifts, das in den Mais-Pflanzen gebildet wird“, fügt er hinzu.
Bedrohung der Artenvielfalt
In einem staatlichen Feldversuch zur Untersuchung der Sterblichkeit wurden Larven verschiedener Schmetterlingsarten mit Blättern gefüttert, die mit Pollen der gentechnisch veränderten Maissorten Bt176 und Mon810 „garniert“ wurden. Es wurde gemessen, bei wie vielen Pollen pro Blatt 50 Prozent der Larven starben. Der Maisszünsler benötigte 32 Pollen pro Blatt. Beim kleinen Kohlweißling reichten sieben Pollen mehr und das Tagpfauenauge starb nach dem Knabbern an Blättern mit 39 bis über 80 Pollen – wobei oft nur ein Teil der angebotenen Blattstückchen gefressen wurde. Ergo: Nicht nur dem Mais-Schädling schadet das Gift-Gen. Wie es auf Bodenorganismen wirkt, wurde noch nicht untersucht.
Auch für die Maus ein Graus
Eine Fütterungs-Studie des italienischen Forschungsinstitutes für Ernährung und Lebensmittel kam zu dem Ergebnis, dass der Gentech-Mais MON810 das Immunsystem bei Mäusen verändert. Eine Langzeitstudie des österreichischen Gesundheitsministeriums ergab, dass mit Gentech-Mais MON810 gefütterte Mäuse im Vergleich zu Mäusen, die mit herkömmlichem Mais gefüttert wurden, weniger und schmächtigere Junge gebaren.
Kontaminierung traditioneller Sorten
Viele Verbände, Landwirte und Verbraucher fürchten die Kontaminierung der traditionellen Sorten, wenn erst der MON810 blüht und der Blütenstaub vom Wind auf andere Felder geweht wird. Schon die nächste Aussaat könnte veränderten Gene aufweisen. Insbesondere für Ökobauern, die dafür gerade stehen müssen, dass ihre Lebensmittel weder Gifte noch veränderte Gene enthalten, wäre das katastrophal. Auch durch Deklarationsfehler und verunreinigte Maschinen sind weltweit reine Pflanzenssorten verunreinigt worden. Und durch Insektenbestäubung.
Kein Honigschlecken für Imker
Bienen legen bis zu sieben Kilometer zurück, um Nektar und Pollen zu sammeln. Auch wenn dabei der Maispollen nicht unbedingt zur bevorzugten Nahrung gehört, vereinzelt landet er doch im Honig. Im letzten Jahr musste ein Imker aus Bayern seinen Ertrag zur Müllverbrennungsanlage bringen, weil der Honig Blütenpollen der Maissorten MON810 enthielt. Der Honig durfte deshalb weder verzehrt noch verkauft werden.
Verbot wäre möglich
Der Gentechnikexperte vom Bund Ökologischer Landwirtschaft (BÖLW), Peter Röhrig, sagt, dass ein Verbot im Rahmen der EU-Freisetzungsrichtlinie möglich sei: „Unsere Studie bestätigt, dass Ministerin Aigner genug Argumente an der Hand hat, um den Anbau von MON810 zu verbieten. Dies verlangen auch die wirtschaftliche Vernunft und der Respekt vor den Verbraucherwünschen.“
Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 14/09
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