US-Analyst Evan Lorenz über Chinas Schulden-Blase: Es gab weltweit noch nie dieses Ausmaß (+VIDEO)
Der leitende Wirtschaftsredakteur der amerikanischen Epoch Times, Valentin Schmid, befragte Evan Lorenz, Analyst bei Grant‘s Interest Observer, New York, zu der augenblicklichen Wirtschaftslage in China, insbesondere über die Perspektiven der „China-Blase“.
Wie groß ist Chinas Blase?
China scheint sich in der späten Phase einer schuldengetriebenen Investmentblase zu befinden. Nicht, dass wir das nicht schon früher gesehen haben, es ist nur so, dass wir so etwas in diesem Ausmaß noch nicht gesehen haben.
Um Ihnen ein paar Zahlen zu nennen: Chinas Bankensystem hat jetzt Vermögenswerte von 27 Billionen US-Dollar; das US-Bankensystem insgesamt hat ein Vermögen von 15 Billionen US-Dollar. Zur Zeit verfügt Chinas Bankensystem über ein Vermögen im Wert von mehr als einem Drittel des weltweiten BIP.
Gehen wir zurück zu den historischen Aufzeichnungen von Daten, die wir hatten, dann hat es noch nie eine Zeit gegeben, in der ein Land diese Art von Gewicht in der globalen Wirtschaft hatte. Japan hat es nie erreicht auf der Höhe seiner Blase, obwohl die Blase wirklich sehr groß war.
Wenn wir uns anschauen, was Chinas Wachstum in den letzten paar Jahren angetrieben hat, so wurden die Bankenaktiva erweitert um 2 Billionen US-Dollar auf 3 Billionen. Aber Chinas Wirtschaft ist nur 10 Billionen wert. Das Wachstum hat sich durch die amtliche Statistik rückläufig entwickelt. Wenn man die Zahlen wieder wegnimmt und den Blick auf Aktivitäten vor Ort richtet, ob das der Stromverbrauch ist, oder der Preis für Eisenerz, der jetzt an einem zwei- bis drei-Jahrestief steht, dann scheint es, dass die Aktivitäten sich noch weiter verlangsamen.
Es scheint, dass es eine große Ansammlung in unproduktiven Krediten und unproduktiven Vermögen gibt. Das wird einige Zeit brauchen, um in der Wirtschaft verdaut zu werden.
Wie wird es verdaut werden?
Durch ein langsameres Wachstum. Die Frage ist, wie langsam dieses Wachstum werden kann. Es scheint ziemlich klar, dass Xi Jinping, der Führer der Kommunistische Partei Chinas, die Schwere des Problems realisiert und durch seine Bekämpfung der Korruption jetzt versucht, einen Zugriff auf dieses Problem zu erhalten. Es scheint, dass in den letzten Jahren diese durch Schulden angeheizte Investitionsblase dazu beigetragen hat, dass die Eliten sehr gut verdient haben. Wir konnten dies sehen bei Zhou Yongkang, bei seiner Übernahme der Ölindustrie und der Tatsache, dass er in der Lage war, so viel Reichtum anzuhäufen.
Chinas Wirtschaftsmodell zu wenden, bedeutet, dass die Menschen, die in den letzten 30 Jahren am meisten davon profitiert haben, jetzt einen relativen Rückgang oder absolute Rückgänge erleiden werden. Ich glaube, dass Xis Vorgehen gegen die Korruption diese zu bekämpfen versucht, um in der Lage zu sein, das Problem einzugrenzen, um den Rückgang in der Wirtschaft zu managen. Ob man dies dann tun kann, oder nicht, bleibt immer noch eine Frage.
Und wie sehen die Statistiken für die private Verschuldung in China aus?
In China sieht es aus, als wären sie um 50 Prozent in den vergangenen fünf Jahren auf fast 200 Prozent gestiegen, weit über die Reizschwelle. Wir haben gesehen, dass in Spanien im Jahr 2008, die privaten Schulden im Verhältnis zum BIP um 49 Prozent in den fünf Jahren vor der Krise wuchsen, und wir können sehen, was Spanien heute erleidet.
Aber die Schulden müssen auf jeden Fall zurückgezahlt werden …
Die Schulden müssen zurückgezahlt werden, abgeschrieben oder sie müssen verdaut werden. Was wir im Zusammenhang mit Japan gesehen haben, so hat die Wirtschaft die letzten 20 bis 25 Jahre gebraucht, um das auszugleichen. Der Verbrauch in Prozent des totalen BIP hat sich tatsächlich erhöht. Er hat sich gerade im Zusammenhang von keinem nominalen Wachstum erhöht. Für China ist ein Ausgleich denkbar im Rahmen von 5 bis 6 Prozent des BIP-Wachstums, wenn der Verbrauch viel schneller wächst als die Investitionen. Das Problem ist, wie es scheint, dass eine Menge des Konsums eigentlich in Gebäuden und der Bauwirtschaft zugeordneten Unternehmen gebunden ist.
Umfragen vor Ort von China-Beobachtern zeigen, dass in Städten, wo die Immobilien Aktivität zurückgegangen ist, auch viel Konsum zurückgegangen ist. Viel Konsum von Artikeln, die mit dem Bauen im Zusammenhang stehen, wie Möbel und Geräte. Wenn sich diese Immobilien-Investment-Blase verlangsamt, was geschieht mit dem Konsum?
Was passiert, wenn das eskaliert?
Das könnte unangenehm werden. Die Frage ist, was passiert mit dem Rest der Welt. In Prozent bezogen auf das Welt-BIP war Japan auf dem Höhepunkt seiner Blase tatsächlich größer als China heute. Als Japan sich verlangsamte, fürchtete man sich vor den Auswirkungen auf das globale BIP. Aber wenn Sie so darüber denken, dann sehen Sie, dass ein Land, das ein Nettoexporteur ist, tatsächlich Nachfrage aus dem Rest der Welt importiert. Wenn es sich verlangsamt und die Nettoexporte als Prozente des BIP zurückgehen, dann erhöht es tatsächlich das weltweite BIP. Das ist also für die Welt nicht unbedingt schlecht, ist es schlecht für bestimmte Länder.
Australien beispielsweise hat seinen Wirtschafts-Wagen an China angekoppelt und ich glaube nicht, dass es seit 1991 oder 1992 eine Rezession hatte. Es könnte leiden, und wir sehen wirklich jetzt die Arbeitslosigkeit in Australien steigen. Aber für die Welt insgesamt ist es nicht unbedingt die schlechteste Sache.
Wenn es weniger importierte Gesamtnachfrage aus der Welt gibt, ist es nicht unbedingt schlecht aus einer Makro Sicht, obwohl es Gewinner und Verlierer in diesem Spektrum gibt.
In Europa wird es Gewinner und Verlierer geben. Deutschland hat gut verdient beim Export von Investitionsgütern an China und der Teilnahme an Chinas Boom. So könnte Deutschland jetzt weniger gut verdienen.
Was kann getan werden?
Es scheint mir, dass es eine Zweiteilung gibt. Die staatlichen Unternehmen sind bemerkenswert ineffizient. Und sie waren die größten Nutznießer der Kredit-Orgie. Sie haben am häufigsten Zugang zu den staatlichen Banken, auf den Anleihemarkt. Chinas effizientester Markt sind die kleinen bis mittleren Unternehmen, die von Unternehmern geführt werden, die sehr effizient sind, aber gerade jetzt den geringsten Zugang zu Krediten haben.
Ich glaube, das ist Teil des Problems: Wie kann man Ressourcen umleiten aus dem staatlichen Sektor mit sehr verwurzelten Machtinteressen auf den produktiveren Sektor, der effektiver und mehr auf den Verbraucher ausgerichtet ist, der aber nicht die gleiche Art von Zugriff hat.
Würden Sie empfehlen, zu investieren?
Chinesische Aktien haben eine der schlechtesten Performances seit der Finanzkrise. An einem gewissen Punkt werden chinesische Aktien ein großer Kauf sein. Leider ist die Art grundlegender Due Diligence, die man haben müsste, nicht etwas, das ich in Manhattan tun könnte – um Klartext zu reden.
Es gibt eine Reihe von Firmen, die tatsächlich durch SASIC Konten vor Ort tief graben und Dinge überprüfen können, und ich glaube nicht, dass ich persönlich das tun kann. Ich denke, dass an einem Punkt China ein großer Kauf sein wird, ich weiß nur nicht, wann.
Was ist mit der Fähigkeit des Regimes, sich über Verluste zu entschulden?
Das einzige, was China-Bullen Ihnen sagen werden, ist, dass China etwa einmal im Jahrzehnt eine Finanzkrise hat, und jedes Mal werden China-Bären kommen und sagen: Es ist vorbei, China wird crashen. Aber es scheint, dass China da durchkommen kann.
In der letzten großen Krise Ende der 1990er-Jahre kamen ich glaube NPLs [Non Performing Loans, sog. notleidende Kredite] auf insgesamt ein Drittel des BIP zu jener Zeit. China war in der Lage, eine enorme Menge an Wachstum durch den Beitritt zur WTO zu entfesseln, indem es ausländisches Kapital in den Markt bekam und Banken mit ausländischen Investoren rekapitalisierte; außerdem auch durch eine enorme Steuer für die Verbraucher durch variable Zinssätze, die eine Menge Geld vom Verbraucher zu staatlichen Unternehmen überführten durch niedrigere Zinsen und entweder impliziten oder expliziten Schuldenerlass.
Zu diesem Zeitpunkt glaube ich nicht, dass es irgendeine einmalige Sache gibt, wie den WTO-Beitritt, um all diese Produktivität auslösen zu können. Ihre Probleme sind sehr groß im Verhältnis zu dem ausländischen Kapital; sie haben bereits viel ausländisches Geld angezogen. Ich bin auch nicht sicher, inwieweit sie noch finanzielle Repression verwenden können, um das System zu rekapitalisieren, vorausgesetzt, dass sie sich jetzt immer noch finanzieller Repression bedienen durch niedrige Zinsen für Einlagen.
Sie nutzen Buchhaltungstricks und wir haben gesehen, wie eine Reihe von Blasen hoch gingen. Ich bin extrem besorgt über die Blase, aber sehr beeindruckt von chinesischen Unternehmern. Aber kurzfristig: Ich bin sehr besorgt.
Evan Lorenz ist Analyst bei Grant‘s Interest Observer, spezialisiert auf China. Vor seinem Wechsel zu Grant war Evan Vice President bei Sheffield Asset Management, einem Hedgefonds mit Sitz in Chicago.
Das Interview wurde für Kürze und Klarheit bearbeitet.
https://youtube.com/watch?v=PQLd650gTx8%23t%3D155
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