Landete Flug MH370 doch in China?

In China hält sich hartnäckig der Verdacht, dass Mitglieder der chinesischen Regierung die Boeing in Kooperation mit Chinas Armee gekidnappt haben. Was für Europäer unglaublich klingt, ist für die Chinesen die naheliegendeste Vermutung, weshalb es gleich nach Verschwinden des Flugzeugs am 8. März Spekulationen und Analysen hagelte. Mehrere Faktoren sprechen dafür.
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Flugzeug.Foto: Paul Kane/Getty Images
Von und 4. April 2014

In drei Tagen hört die Blackbox des noch immer spurlos verschwundenen Flugzeugs MH370 auf zu funken. Wie soll die Suche danach weitergehen?

Während die malaysische Regierung öffentlich mutmaßt, dass „das Rätsel des Fluges MH370 möglicherweise nie gelöst wird“ und sich die Hoffnungen der Ermittler auf vier verdächtige Tonnen Obst im Frachtraum konzentrieren, hat in China eine alte Verschwörungs-These neue Nahrung bekommen: Der Verdacht, dass Mitglieder der chinesischen Regierung die Boeing in Kooperation mit Chinas Armee gekidnappt haben, hält sich bis heute hartnäckig.

Was für Europäer unglaublich klingt, ist für die Chinesen die naheliegendeste Vermutung, weshalb es gleich nach Verschwinden des Flugzeugs am 8. März Spekulationen und Analysen hagelte. Mehrere Faktoren sprechen dafür.

Chinas knallharter Machtkampf

An Chinas Staatsspitze tobt gerade ein erbitterter Machtkampf zwischen Präsident Xi Jinping und seinem 87-jährigen Vorgänger Jiang Zemin. Beide Männer verfügen über Netzwerke, die Chinas politische Hierarchie von oben bis unten durchziehen. Jiang und seine Leute sind besonders stark in Armee und Telekommunikationssektor aufgestellt. Das Flugzeug verschwand, während in Peking mit dem Volkskongress die wichtigste Sitzung des Jahres tagte.

Zwei Drittel der über 220 Passagiere an Bord waren Chinesen und Jiang ist bekanntermaßen skrupellos, wenn es um das Leben von Zivilisten geht. Eine Flugzeugentführung dieser Größe wird ihm ohne weiteres zugetraut: Sie könnte ein Mittel sein, um seinen Gegner Xi direkt oder indirekt zu erpressen.

Für eine Entführung nach China sprach nun auch eine Meldung, die auf dem offiziellen Microblog des größten chinesischen Finanzportals Cai Jing erschien. Am 2. April schrieb dort der Journalist Zhang Nan: „In einer geschlossenen Sitzung gab die malaysische Seite an, dass nach neuesten Berechnungen der letzte Ortungspunkt von MH370 nach Norden zeigte! Das ist wirklich eine Sensation.“

Wie kommt ein Flugzeug unbemerkt nach China?

Bisher war vor allem Richtung Süden nach dem Flugzeug gesucht worden. Falls der Flug den nördlichen Korridor genommen hätte, bleibt die Frage, wie konnte das Flugzeug unbemerkt mehrere Länder überfliegen?

Der nördliche Korridor verläuft entlang von Thailand, Myanmar, Indien, Pakistan und Kasachstan. Diese Länder verneinten, MH370 am Radar gesehen zu haben. Auch der Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte am 19. März, dass kein Flugzeug gefunden wurde.

Pilot: „Niemand würde es merkwürdig finden“

„Ein unerkannter Nordflug wäre möglich gewesen“, hatte die Pekinger Zeitung Jinghua Times, ebenfalls am 19. März, einen Flugkapitän der Malaysian Airlines zitiert, der anonym bleiben wollte. „Niemand würde einem Flugzeug besondere Aufmerksamkeit schenken, dass in konstantem Tempo nach festgelegten Fluglinien fliegt und kein konkretes Ziel ansteuert“ hatte der Kapitän gesagt. „Auch militärische Radars würden so einen Flug nicht merkwürdig finden, zumal in der Nacht.“

Die Honkonger Zeitung Nanzao hatte am gleichen Tag chinesische Militär- und Radarexperten zitiert, die meinten, es sei nicht auszuschließen, dass MH370 in den chinesischen Luftraum gelangt sei, ohne auf den Radars zu erscheinen.

Blogger: „Chinas Armee ist involviert“

Ein anonymer chinesischer Blogger, der sich als Angehörigen der Militärpolizei bezeichnete, brachte vor kurzem in Umlauf: Das Flugzeug befinde sich aktuell auf einer Basis der chinesischen Armee und werde sehr streng überwacht. Die Kommunikationsgeräte der Passagiere seien gesammelt und an einem komplett abgeschirmten Ort deponiert worden. Die Entführung sei von der Jiang Zemin-Bande in Kooperation mit dem Militär durchgeführt worden und deshalb „eine sehr sichere Sache“.

Als wahrscheinlichsten Aufenthaltsort des Flugzeugs und der Passagiere nannte der Blogger die Provinzen Yunnan, Guizhou, Sichuan oder die Stadt Chongqing. Diese Gebiete ständen alle unter Kontrolle der Jiang-Bande. In Yunnan oder Guizhou sei die 14. Truppe der Volksbefreiungsarmee stationiert, die lange Zeit von Bo Yibo, dem Vater des gestürzten Jiang Zemin-Verbündeten Bo Xilai befehligt wurde. In den Gebirgen nahe Chongqing soll es für die Öffentlichkeit unzugängliche Geheimgefängnisse geben, in welche man die Passagiere gebracht haben könnte.

Die Aussage des Bloggers passt zu einem früheren Bericht des Wallstreet Journal, der diese Provinzen zu jenen Gebieten zählte, in die das Flugzeug innerhalb fünf Stunden nach seinem Verschwinden gelangt sein könnte.

Die Zeitung European Union Times erwähnte am 14. März den Bericht eines russischen Geheimdienstexperten an den Kreml, in dem es hieß: „Besonders beachtenswert ist, dass in dem Moment, als das Flugzeug von der Route abwich, die Handy-Kommunikationssignale im gesamten Bereich der Spratly-Inseln blockiert waren.“ Allerdings unterstellte der Artikel dem US-Militär, das Flugzeug entführt zu haben.

China Mobile ist Jiangs „Familienunternehmen“

Die Spratly-Inseln ist eine Gruppe aus kleinen Inseln, die sich über mehrere hunderte Kilometer im südchinesischen Meer erstreckt. China Mobile, der größte Mobilfunk-Anbieter Chinas, ist dort seit 2011 der einzige Netzbetreiber. In der chinesischen Presse wurde China Mobile oft als „Familienunternehmen“ von Ex-Diktator Jiang Zemin bezeichnet. Sein Sohn Jiang Mianheng steuert die Geschicke des Konzerns.

Jiang-Bande ließ 2002 Flugzeug explodieren

Sollte die Jiang-Bande hinter dem Verschwinden von MH370 stecken, wäre dies nicht ihr erster Eingriff in die zivile Luftfahrt: Am 7. Mai 2002 stürzte eine Maschine der China Northern auf dem Weg von Peking nach Dalian als Feuerball ins Meer, wobei 112 Menschen ums Leben kamen.

Bo Xilai, der bis 2001 Bürgermeister von Dalian gewesen war, hatte den Absturz der Maschine inszeniert, um die hochrangige Stasi-Funktionärin Li Yanfeng zu eliminieren, die sich an Bord befand. Chinas Medien propagierten damals eine sorgfältig ausgeklügelte Geschichte über einen Verzweiflungs-Attentäter. Der chinesische Journalist Jiang Weiping enthüllte die Zusammenhänge und verbrachte dafür 8 Jahre hinter Gittern.



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