FIFA-Skandal: Das ist Andrew Jennings, der Reporter, der Sepp Blatter zu Fall brachte

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Er hat schon seit Jahren FIFA-Korruption enthüllt: Der schottische Journalist Andrew Jennings bei einer Konferenz 2011.Foto: EVARISTO SA/AFP/Getty Images
Epoch Times3. Juni 2015

Der FIFA-Skandal ist seit einer Woche die Sensationsnachricht, gestern trat FIFA-Chef Sepp Blatter zurück. Doch wer brachte den Stein ins Rollen? Die Washington Post portraitierte heute den Journalisten, der seit 15 Jahren einen "David gegen Goliath"-Kampf mit den Fußball-Bossen geführt und Beweise für ihre Korruptheit gesammelt hat.

Seit vergangenem Mittwoch wollen alle mit Andrew Jennings (71) reden, einem grummeligen Schotten, der schon vor Jahren von FIFA-Pressekonferenzen ausgeschlossen wurde, weil er hinter den Kulissen unangenehme Details ausgegraben hatte.

Jennings ist der Autor der Bücher “FOUL! The Secret World of FIFA: Bribes, Vote-Rigging and Ticket Scandals,” von 2006 und “Omerta: Sepp Blatter’s FIFA Organised Crime Family“ von 2014.

Sein Gerechtigkeitssinn und Liebe zum Sport trieben ihn dazu, geradezu obsessiv über die mafiösen Machenschaften der „zynischen, diebischen Bastarde“ zu recherchieren, wie er die FIFA-Bosse gegenüber der Washington Post beschimpfte: „Dieser Abschaum hat den Leuten den Sport gestohlen.“

Wie er an die Informationen kam

Um an Beweismaterial zu kommen dachte er sich eine Strategie aus: Mitarbeiter aus den mittleren Rängen dazu zu bringen, ihm heimlich Informationen zu stecken. Denn diese Leute haben Familien zu versorgen und „ein moralisches Empfinden“. Zu diesem Zweck besuchte er eine der ersten Pressekonferenzen nach Sepp Blatters Wiederwahl im Jahr 2002 in der Schweiz.

Unter lauter geschniegelten Sportjournalisten in Anzügen stach er als alter Kauz in Wanderkluft hervor. Als die Fragerunde eröffnet war, schnappte er sich das Mikrophon und stellte die denkbar dreisteste Frage: „Herr Blatter, haben sie schon mal Bestechungsgeld angenommen?“. Die Journalisten waren entsetzt. Natürlich stritt Blatter ab, was Jennings gut als Schlagzeile verwenden konnte.

Bei den namenlosen FIFA-Mitarbeitern, die rundherum Spalier standen, machte die Aktion jedoch den gewünschten Eindruck: Sechs Wochen später wurde Jennings mitten in der Nacht in eine Züricher Edel-Bürogegend zu einem anonymen Meeting gebeten. Es war ein hochrangiger FIFA-Mitarbeiter, der ihn dort erwartete und ihm einen Arm voll Akten übergab. Das war der Beginn seiner Enthüllungen.

Blatter flog „seit 40 Jahren nur Privatjets“

Die Papiere dokumentierten den unvorstellbaren Reichtum der FIFA-Bosse, allen voran Sepp Blatter: Er habe sich einen geheimen, sechsstelligen Bonus gezahlt, so Jennings, und wisse überhaupt nicht, was ein Linienflug sei, weil er seit 40 Jahren nur mit Privatjets geflogen wäre. Blatter drohte Jennings damit, ihn wegen Rufmord zu verklagen, doch die Klage unterblieb. Von Zeit zu Zeit, sagt der Journalist, kam es ihm vor, als ob sein Telefon abgehört und sein Computer gehackt worden war.

FIFA-Vizepräsident Jack Warner habe ihn mit der Faust geschlagen und angespuckt, erzählt Jennings. „Diese Typen kommen aus dem Parkhaus und plötzlich stehe ich da (…) und sage, entschuldigen Sie, haben Sie Bestechungsgelder durch dieses oder jenes Unternehmen angenommen? Da waren sie alle starr vor Schreck.“

FBI wollte ihn kennenlernen

2009, drei Jahre nach der Veröffentlichung seines Buches FOUL, nahm das FBI Kontakt zu Jennings auf. In London traf er drei Männer, die sich als Spezialisten für organisiertes Verbrechen zu erkennen gaben und übergab ihnen seine Akten: „Ich dachte, was für ein Glück, dass endlich mal Profis involviert werden“, so Jennings. Ihm sei immer klar gewesen, dass von Europa aus niemand etwas gegen die FIFA unternehmen würde. Seitdem hat er den Ermittlern geholfen und wusste, dass im vergangenen Jahr bereits eine Grand Jury darüber beraten hatte, wen man bei der FIFA wie und wann belangen könnte.

Deshalb traf ihn die Nachricht von der Verhaftung der FIFA-Bosse am vergangenen Mittwoch keineswegs unerwartet. (rf)

Quelle: Washington Post



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