Chinas Anti-Korruptions-Kampf erreicht Casino-Paradies Macao

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Macht Chinas große Anti-Korruptions-Kampagne jetzt die Casino-Stadt Macao klein?Foto: PHILIPPE LOPEZ / AFP / Getty Images
Von und 19. Mai 2014

Bisher florierte Chinas Sonderverwaltungszone Macao ungestört als Glücksspiel-Paradies und hatte bereits Las Vegas den Rang abgelaufen, doch nun ist die „Anti-Korruptions-Kampagne“ auch hier angekommen.

Was Chinas Staatschef Xi Jinping und seinen Korruptionsjägern nicht verborgen blieb: Macao ist auch ein Geldwäsche-Paradies. Hier wechseln Chinas korrupte Parteifunktionäre gern ihr in Yuan erbeutetes Schwarzgeld in ausländische Währungen um. Und die Casinos, ortsansässige Geschäfte und eine spezielle Kreditkarte helfen ihnen dabei.

Die Rede ist von der China UnionPay-Karte, kurz CUP genannt. Sie ist die einzige Kreditkartenorganisation Chinas, herausgegeben von der Industrial and Commercial Bank of China. Mit der CUP können Chinesen international unkompliziert bezahlen und an vielen ausländischen Automaten Geld in der dortigen Währung abheben. Das Konto zu Hause wird dabei stets in Yuan belastet, woduch für CUP-Besitzer das lästige Umwechseln entfällt. In Deutschland wird die Karte bei über 30.000 Einzelhändlern akzeptiert, unter anderem von Kaufhof und Karstadt, vielen Juwelieren und Luxuswarenhändlern.

Baut die Geldautomaten ab!“

Nach Macao durften chinesische Bürger bisher 20.000 Yuan genehmigunsfrei mitnehmen (2500 Euro). Auch konnten sie dort bis zu 10.000 Yuan täglich abheben (1250 Euro). Das taten sie mit Vorliebe mit der CUP, doch damit soll nun Schluss sein: Die Honkonger Zeitung South China Morning Post zitierte kürzlich einen Casino-Manager der sagte, sein Casino habe vom Macaoer Finanzamt die Aufforderung erhalten, bis zum 1.Juli 2014 alle CUP-Terminals abzuschaffen. Zuerst sollen sämtliche Zahlungsvorgänge und Transaktionen gestoppt werden, danach die Geldautomaten ganz abgebaut werden.

Die Anweisung gilt als neuste Maßname Xi Jinpings gegen Geldwäsche im Zuge der Anti-Korruptions-Kampagne. Insider schätzen jedoch, dass die Abschaffung der Geldautomaten nicht viel gegen Geldwäsche und Kapitalflucht ausrichten werden, denn auch zwischen Kunden und Einzelhändlern florieren in Macao die krummen Geschäfte. Zum Beispiel beim Kauf von Luxuswaren: Man bezahlt eine Uhr im Wert von 10.000 Yuan mit der CUP – geht aber statt mit der Uhr mit den entsprechenden 1.600 US-Dollar Bargeld aus dem Laden. Natürlich entfallen für den Beleg des fiktiven „Uhrenkaufs“ noch Servicegebühren.

Experten schätzen, dass durch solche und ähnliche Deals in den vergangenen Jahren jährlich durchschnittlich 1,57 Billionen Hongkong-Dollar von China ins Ausland geflossen sind (150 Milliarden Euro).

[–Casino-Aktiengruppe verlor 10 Milliarden Euro an einem Tag–]

Den Aktien der großen Casino-Gesellschaften hat die Nachricht von der Demontage der Geldautomaten trotzdem nicht gut getan. An der Hongkonger Börse sind mehrere Casino-Hotels aus Macao notiert, darunter Wynn, SJM, MGM Macau und Sands China Ltd, der chinesische Zweig der Las Vegas-Casinos. Diese Aktiengruppe musste am 8. Mai insgesamt einen Wertverlust von 80 Milliarden Yuan (rund 10 Milliarden Euro) verkraften, erholte sich jedoch in der Woche danach wieder leicht.

Casino-Aktien seit Jahresbeginn im Sinkflug

Finanzexperten sehen schon jetzt einen klaren Zusammenhang zwischen Chinas verschärfter Anti-Korruptions-Kampagne und Geschäftrückgängen bei den Casinos von Macao. Bereits jetzt kommen deutlich weniger Leute zum Spielen. Seit Anfang des Jahres 2014 sind die Casino-Aktien schon um 20 Prozent im Wert gesunken – es wird vermutet, dass sie im Verlauf des Jahres noch weitere 10 Prozent verlieren werden.

Die Casino-Kunden in Macao sind vor allem reiche chinesische Funktionäre, die dort ihr Geld entweder verjubeln oder waschen wollen. Durch die Anti-Korruptions-Kampagne ist es für sie schwieriger geworden, in ihren Regierungsjobs Bestechungsgelder zu kassieren. Außerdem möchten sie ihr Vermögen aus Sicherheitsgründen nicht mehr so offensichtlich zeigen wie früher.

Die Restriktionen für die Casinos könnten noch durch einen speziellen Fall motiviert sein: Im März wurde in China der prominente Unternehmer Liu Han vor Gericht gestellt, der bekanntermaßen der Mafiaboss der Provinz Sichuan war. Es war bekannt, das Liu die Casinos von Macao im großen Stil zur Geldwäsche nutzte. Außerdem war er ein Gefolgsmann des wegen Korruption inhaftierten Ex-Stasichefs Zhou Yongkang. Xi Jinpings Schlag gegen die Casino-Industrie trifft also auch seine politischen Gegner, die Leute aus dem Lager des 87-jährigen Ex-Staatschefs Jiang Zemin.

Macao, das „Monte Carlo des Ostens“

Macao ist eine rund 50 Kilometer von Hongkong gelegene Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China, die bis 1999 portugiesische Kolonie war. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dort das Glücksspiel legalisiert, was Macao zum „Monte Carlo des Ostens“ machte.

In den vergangenen Jahren hatte die Stadt einen wahren Boom erlebt: Die Zahl der Besucher stieg von 8 Millionen im Jahr 2000 auf rund 29.3 Millionen im Jahr 2013. Im Jahr 2011 gab es in Macao 34 Casinos, die rund 33,9 Milliarden US-Dollar Umsatz machten. Im Jahr 2013 machten sie sogar sechs Mal soviel Umsatz wie in Las Vegas.



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